Gesundheitswesen 2005; 67 - VF_P11
DOI: 10.1055/s-2005-920699

Psychosomatischer Kooperationsbedarf aus Sicht der Niedergelassenen

W de Cruppé 1, A Müller 2, M Geraedts 3, W Eich 4
  • 1Universität Düsseldorf, Public Health
  • 2Klinik für Psychosomatik, Baden-Baden
  • 3Universität Düsseldorf, Public Health
  • 4Medizinische Universitätsklinik Heidelberg

Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Die Bedeutung psychosozialer Behandlungsaspekte ist im medizinischen Versorgungsalltag hoch und erstreckt sich über den gesamten Behandlungsverlauf. Ziel der Untersuchung ist, aus Sicht der Niedergelassenen die ambulante Versorgungspraxis und Kooperationsmöglichkeiten mit stationären Abteilungen für Psychosomatik zu beschreiben. Die Fragestellungen umfassen die Erhebung ambulanter und stationärer Kooperationen sowie Fachgruppen spezifische Unterschiede hierzu. Material und Methoden: Die Untersuchung erfolgte als schriftliche Fragebogenerhebung aller Niedergelassenen des südlichen Drittels der Kassenärztlichen Vereinigung Nordbaden im Sommer 2003. Drei Fachgruppen wurden gebildet: Hausärzte, somatisch tätige Fachärzte und ärztliche und psychologische Psychotherapeuten/Psychiater. Ergebnisse: 497 (33%) der insgesamt 1489 angeschriebenen Niedergelassenen nahmen teil. Die psychosoziale Behandlungsdimension wird von Hausärzten und somatischen Fachärzten differenziert eingeschätzt. 52% geben an, fest mit einem psychosomatisch/psychotherapeutisch tätigen Kollegen zu kooperieren. Die Kooperationspräferenzen orientieren sich an bekannten Strukturen, sektorenübergreifende Optionen werden selten angegeben. Hausärzte und Psychotherapeuten/Psychiater priorisieren einen Ansprechpartner in der Klinik für kurzfristige Kriseninterventionen. Fachärzte wünschen an erster Stelle die Möglichkeit zur Zweitsicht durch die Klinik. Schlussfolgerungen und Diskussion: Zentrale Elemente einer ambulant stationären Kooperation sind die kurzfristige Erreichbarkeit, ein konkreter Ansprechpartner für Krisensituationen und eine fachspezifische Zweitsicht. Möglich sind Fachgruppen übergreifende Fortbildungen, die dann Ausgangspunkt für regionale Kooperationsstrukturen und integrierte Versorgungsmodelle unter Einbezug weiterer Akteure wie Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen sein können.