Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Deutschland nimmt mit den enorm angestiegenen Leistungszahlen an invasiven kardiologischen
Prozeduren im europäischen Vergleich eine Spitzenposition ein. Nicht zuletzt aus diesem
Grund wird derzeit eine mögliche Überversorgung diskutiert. Im Forschungsprojekt SULEIKA
wurde überprüft, ob soziale Merkmale der PatientInnen und/oder Strukturmerkmale der
Leistungsanbieter Einfluss auf die Angemessenheit der Indikation und damit auf die
Bedarfsgerechtigkeit dieser Leistungen haben. Material und Methoden: Die Studie wurde als multizentrische Querschnittserhebung durchgeführt. Jeder Leistungsanbieter
sollte eine nach dem jährlichen Leistungsvolumen gestaffelte Zahl von PatientInnen
für die SULEIKA-Studie rekrutieren. Es nahmen 119 Einrichtungen (28,2%) teil. Diese
weichen in der Verteilung der wichtigsten Strukturmerkmale nicht signifikant von der
Grundgesamtheit ab. Insgesamt liegen für 812 Datensätze zu Strukturmerkmalen sowie
zu medizinischen und sozialen Merkmalen vor. Ergebnisse: Es wurden rund 77% der diagnostischen Herzkatheter und Interventionen anhand eigens
entwickelter Algorithmen als „angemessen“ klassifiziert. Soziale und institutionelle
Einflüsse sind bei nur invasiver Diagnostik nachweisbar. So finden sich z.B. bei älteren
PatientInnen signifikant mehr angemessene Indikationen zur Koronarangiographie als
bei jüngeren; in den Praxen zeigt sich eine deutlich geringere Rate an nicht indizierten
Leistungen als in den übrigen Einrichtungsarten. Schlussfolgerungen und Diskussion: Die gefundenen Unterschiede lassen sich zum Teil durch die Prävalenz der koronaren
Herzkrankheit in unterschiedlichen Altersgruppen und die Stellung der Einrichtungen
in der Versorgungskette erklären. Es wurden weder geschlechts- noch schichtspezifische
Einflüsse gefunden. Diskussionswürdig bleibt, ob diese Ergebnisse auf eine geschlechter-
und sozialgerechte Versorgung zurück zu führen sind oder ob eine Selektion beim Zugang
zu einem Herzkatheterlabor stattfindet.