Gesundheitswesen 2005; 67 - VF_V51
DOI: 10.1055/s-2005-920683

Neue Konzepte integrierter Versorgung für chronisch Kranke am Beispiel einer Begleitstelle für Frauen mit Brustkrebs

A Thorenz 1, C Rottscheidt 1
  • 1Beta Institut für sozialmedizinische Forschung und Entwicklung

Hintergrund: Vor dem Hintergrund der Wiederbelebung der integrierten Versorgung durch das GKV-Modernisierungsgesetz (GMG) werden nachhaltige Verbesserungen der Versorgungsabläufe und der Behandlungsergebnisse erwartet. Als sozialmedizinisches Forschungs- und Entwicklungsinstitut arbeitet das beta Institut bereits seit einigen Jahren an neuen Konzepten integrierter Versorgung für chronisch Kranke (speziell bei Mammakarzinom) und hat sich auf die Methode Case Management spezialisiert. Es wurde eine Begleitstelle für Frauen mit Brustkrebs implementiert und evaluiert. Die Verzahnung der Strukturen, eine optimierte Koordination der Behandlungsabläufe durch eine Case Managerin bei gleichzeitiger Prozessoptimierung steht im Mittelpunkt. Zielsetzung/Fragestellung: Die Implementierung einer Begleitstelle für Frauen mit Brustkrebs nach der Case-Management-Methode sowie eine begleitende Evaluationsstudie waren Ziele des Projektes. Ein modellhafter Patientinnen-Pathway ermöglicht der Patientin einen Erstkontakt mit der Case Managerin bereits kurz nach der Diagnosestellung. Die Case Managerin begleitet die Patientin dann über ihre Erstbehandlung hinaus, je nach Bedürfnislage. Assessmentinstrumente in Anlehnung an die ICF-Verfahren der WHO, definierte Interventionsformen und eine Evaluation der Versorgungsergebnisse zählen zu den grundlegenden Case-Management-Instrumenten, die im Projekt eingesetzt und erprobt wurden. Im Rahmen der Evaluationsstudie wurden die Auswirkungen der Versorgungsleistungen durch mammaNetz analysiert und zwar hinsichtlich psychosozialer, lebensqualitätrelevanter, organisatorischer sowie prozessorientierter Faktoren der Behandlung und Betreuung von den an Mammakarzinom erkrankten Patientinnen. Methoden: Die empirische Untersuchung wurde als prospektive Längsschnittstudie konzipiert, die Daten bis zu einem Jahr nach der Aufnahme in die Klinik erfasst. Der methodische Ansatz bestand in einer Interventions-Kontrollgruppen-Untersuchung mit einer zeitlich vorgeschalteten Kontrollgruppe. In beiden Gruppen wurden insgesamt 213 ersterkrankte Brustkrebspatientinnen mehrmals interviewt. Zusätzlich wurden auch Netzwerkpartner wie niedergelassene Ärzte, Psychoonkologen und andere Leistungsanbieter zweimal zu ihren Erfahrungen mit der Arbeit der Begleitstelle befragt. Erwartete Ergebnisse: Die Studie wird im Juli 2005 abgeschlossen. Die ersten Ergebnisse tendieren in Richtung Verbesserung der Behandlungsergebnisse sowie eine stärkere Berücksichtigung der Bedürfnisse der Patientinnen. Schlussfolgerung: Das wissenschaftlich überprüfte Konzept ist übertragbar auf andere Hochrisikoerkrankungen, wie z.B. Schlaganfall und Koronare Herzerkrankungen.