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DOI: 10.1055/s-2005-920670
Psychische Komorbidität, subjektiver Bedarf und Inanspruchnahme psychosozialer Unterstützung einer repräsentativen Stichprobe von Brustkrebspatientinnen des Hamburgischen Krebsregisters
Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Empirische Studien zur psychischen Komorbidität haben in der psychoonkologischen Forschung an Bedeutung in Hinblick auf die evidenzbasierte Planung und Gestaltung psychosozialer Unterstützungsangebote im medizinischen Versorgungssystem gewonnen. Die Arbeit zielt auf die Untersuchung der Prävalenz psychischer Störungen, des subjektiven Bedarfs und der Inanspruchnahme bei einer in Kooperation mit dem Hamburgischen Krebsregister repräsentativ erhobenen Stichprobe von Brustkrebspatientinnen, die zwischen 1997 und 2001 diagnostiziert worden waren. Material und Methoden: Die Patientinnen erhielten validierte Selbstbeschreibungsfragebögen zur psychischen Belastung (Angst, Depressivität, PTSD, HRQoL) und beantworteten Fragen zu Bedarf, Information und Inanspruchnahme psychosozialer Unterstützung. N=1083 Patientinnen nahmen teil (Rücklaufquote: 67%). Ergebnisse: Unabhängig von Zeit seit Diagnose und Tumorstadium weisen 29% der Patientinnen mind. eine psychische Störung auf. 34% aller Patientinnen haben psychosoziale Unterstützung in Anspruch genommen, vor allem während der Rehabilitation; 63% fühlen sich ungenügend über Unterstützungsangebote informiert. Von den Patientinnen mit einer psychischen Störung haben 52% professionelle Unterstützung erhalten, von den verbleibenden äußern 62% den Wunsch danach. Letztere sind im Mittel 6 Jahre älter, weniger informiert und haben einen niedrigeren Schulabschluss als psychisch belastete Patientinnen, die Unterstützung erhalten (jeweils p≤.01). Schlussfolgerungen und Diskussion: Psychosoziale Unterstützung nimmt in der onkologischen Behandlung einen wichtigen Stellenwert ein, die Mehrheit der Patientinnen, von denen ein knappes Drittel psychisch stark belastet ist, ist aber unzureichend informiert. Unterstützung wird verstärkt durch jüngere, gebildete und informierte Patientinnen in Anspruch genommen, was für einen Bedarf an Aufklärung über Art und niedrigschwellige Zugänge zu bestehenden Angeboten sowie einer besseren Nachsorgeplanung spricht.