Gesundheitswesen 2005; 67 - VF_V6
DOI: 10.1055/s-2005-920638

Patientinnenorientierung im Kontext von häuslicher Gewalt und Gesundheitsversorgung – Die Sicht der Betroffenen

P Brzank 1
  • 1Institut für Gesundheitswissenschaften, TU-Berlin

Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Erste repräsentative Daten für Deutschland zeigen, dass jede 4. Frau in ihrem Leben Gewalt durch den Partner erleidet. Laut WHO stellt Gewalt ein zentrales Gesundheitsrisiko für Frauen dar. Internationale Studien verdeutlichen die Gesundheitsfolgen sowie die besondere Rolle von Ärzten/innen und Pflegekräften bei Intervention und Prävention. Basierend auf den in Deutschland verfügbaren Studien werden folgende Fragestellungen beantwortet: Welche Erwartungen an Unterstützung werden von betroffenen Frauen an die Gesundheitsversorgung und deren Fachkräfte gestellt? Was bedeuten diese Ergebnisse konkret für die medizinische Versorgungspraxis? Material und Methoden: Die Präsentation basiert auf folgenden Studien und ihre Ergebnisse: 1. Quantitative Querschnittsbefragung von Rettungsstellen-Patientinnen im Rahmen von S.I.G.N.A.L. (N=806) (Brzank/Hellbernd/Maschewsky-Schneider 2004). 2.a) Quantitative Querschnittsbefragung von Frauen (Hauptstudie, N=10.624) (Müller/Schröttle 2004). 2.b) Fokus-Gruppendiskussionen (N=7) mit gewaltbetroffenen Frauen (Teilstudie, N=77) (Glammeier/Müller/Schröttle 2004). Ergebnisse: Die quantitativen wie qualitativen Studienergebnisse zeigen: Gewaltbetroffene Frauen sehen Ärzten/innen und Pflegekräften zu 67% als wichtige Gesprächspartner an (Brzank et al. 2004). Unter den Professionellen, an die sich Betroffene um Hilfe gewendet haben, bilden Ärzte/innen mit 40% die größte Gruppe (Müller/Schröttle 2004). Verständnis seitens der Ärzte/innen für die Frau stößt häufig eine Veränderung an (Glammeier et al. 2004). Schlussfolgerungen und Diskussion: Der besondere Stellenwert von Gesundheitseinrichtungen und –fachkräften wird deutlich. Sie stellen ein spezifisches, niedrigschwelliges Hilfeangebot dar. Frauen können erreicht werden, die bislang nicht über spezifischen Unterstützungseinrichtungen informiert sind. Eine adäquate und bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung muss sich an den Bedürfnissen von Patientinnen orientieren.