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DOI: 10.1055/s-2005-920635
Nicht-medizinische Einflüsse auf ärztliche Entscheidungen: Ein faktorielles Experiment
Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: In einem internationalen Projekt werden Einflüsse auf ärztliche Entscheidungsprozesse bei älteren Patienten in Großbritannien, den Vereinigten Staaten und Deutschland untersucht. Dabei steht die Frage im Vordergrund, inwieweit ärztliche Entscheidungen durch Merkmale des Patienten, des Arztes und des Gesundheitssystems beeinflusst werden. Material und Methoden: Es kommt ein faktorielles Experimentaldesign zur Anwendung, bei dem professionelle Schauspieler in Videofilmen die Rolle von Patienten spielen, die Symptome für Depression bzw. koronare Herzkrankheit äußern. In den Videofilmen, die alle auf einem identischen Skript basieren, werden systematisch Patientenmerkmale (Alter, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit und sozialer Status) und das Geschlecht der Arztstimme variiert. Zufällig ausgewählten niedergelassenen Ärzten für Allgemeinmedizin und hausärztlich tätigen Internisten wird zu jedem der beiden Krankheitsbilder je ein Videofilm in ihrer Praxis vorgespielt. Die Auswahl der Ärzte wird anhand der Kriterien Geschlecht und Berufserfahrung (weniger als 5 Jahre, mehr als 15 Jahre) geschichtet. Aus der Kombination der Patienten- und Arztmerkmale ergibt sich eine Zahl von 128 einzubeziehenden Ärzten in jedem Land. Die Ärzte werden zu unterschiedlichen Aspekten von Diagnose und Therapie befragt, nachdem sie die Videos gesehen haben. Schlussfolgerungen und Diskussion: Die Untersuchung wurde in den Vereinigten Staaten und Großbritannien bereits durchgeführt; in Deutschland werden zur Zeit die Daten erhoben. Die Ergebnisse aus den bereits abgeschlossenen Studien lassen darauf schließen, dass es sich bei diesem Experimentaldesign um ein Verfahren handelt, das es erlaubt, ärztliche Entscheidungen unter kontrollierten Bedingungen zu untersuchen und, trotz der geringen Stichprobengröße, signifikante nicht-medizinische Einflussfaktoren ärztlicher Entscheidungen zu identifizieren.