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DOI: 10.1055/s-2005-920630
Krankheitsverarbeitung nach Schlaganfall: Die Rolle der Berufstätigkeit
Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Die Studie untersucht Einflussfaktoren auf die Krankheitsverarbeitung nach einem Schlaganfall. Als mögliche Prädiktoren für die rehabilitative Entwicklung werden Berufstätigkeit vor der Erkrankung, Geschlecht, Alter sowie Depressivität und Schweregrad bei Aufnahme in die Rehabilitation betrachtet. Material und Methoden: In die Studie wurden 80 Patienten einbezogen, die einen ersten Schlaganfall erlebten und keine weiteren schwerwiegenden chronischen Erkrankungen aufwiesen (T1 bei Aufnahme, T2 ein Jahr danach). Die körperlichen und funktionellen Beeinträchtigungen der Patienten wurden mittels Barthel-Index und dem Patient Competency Rating (PCR) erfasst; die Depressivität mittels der Cornell Depressions Skala (CDS). Ergebnisse: Bei Betrachtung unterschiedlicher Altersgruppen zeigten sich spezifische Gruppenunterschiede. So konnten die 50–63jährigen Patienten als Risikogruppe identifiziert werden, die eine deutliche Verschlechterung ihres gesundheitlichen Zustandes angeben. Die Altersgruppen unterschieden sich bei Aufnahme nicht hinsichtlich des Schweregrades, der subjektiven Beeinträchtigung sowie bezüglich der Depressivität. Die Gründe für eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes sind somit nicht mit einer initial höheren Beeinträchtigung zu erklären. Schlussfolgerung und Diskussion: Die Ergebnisse sprechen dafür, dass ältere und jüngere Schlaganfallpatienten die Erkrankung besser bewältigen als Patienten einer mittleren Altersgruppe (50–63jährigen). Als Erklärung hierfür kann das Rollenverständnis und die berufliche Situation der Betroffenen herangezogen werden. Insbesondere der Verlust der beruflichen Identität kann ausschlaggebend für eine problematische Krankheitsverarbeitung sein. Schon berentete Patienten müssen in diesem Bereich keine Anpassungsleistungen vornehmen, während Patienten der jüngsten Altersgruppe in dieser Stichprobe überproportional in das Berufsleben zurückkehren konnten.