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DOI: 10.1055/s-2005-920619
Die Prävalenz von Kopfschmerzen und Migräne in Deutschland 2004. Ergebnisse des Telefonischen Gesundheitssurveys 2004
Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Kopfschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden in der Bevölkerung und insbesondere die Migräne gehört zu den chronischen Erkrankungen, die sowohl mit einem hohen individuellen Leidensdruck als auch mit einem erheblichen gesellschaftlichen Impact einhergehen. Es existieren zwei ältere Studien zur Kopfschmerzepidemiologie in Deutschland, die jedoch aufgrund der Stichprobeneigenschaften und ihrer Stichprobengröße nicht verlässlich repräsentative Daten liefern. Material und Methoden: Bundesweite telefonische Befragung einer repräsentativen Stichprobe der über 18-jährigen Bevölkerung (N=7341, Zufallsauswahl nach dem Gabler-Häder-Design). Die Diagnose einer Migräne basierte auf den Kriterien der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft (IHS) 2003. Folgende Kriterien mussten erfüllt sein: 1) starke Kopfschmerzen in den letzten 12 Monaten, 2) halbseitiger oder pulsierender Kopfschmerz oder Schmerzzunahme bei körperlicher Aktivität, 3) Übelkeit/Erbrechen oder Photo- und Phonophobie, und 4) Attackendauer von 4–72 Stunden. Ergebnisse: Folgende 12-Monats-Prävalenzen wurden ermittelt: Kopfschmerzen 67% bei Frauen und 53% bei Männern, Migräne 15,6% bei Frauen und 5,3% bei Männern, Migräne mit visueller Aura 5,5% bei Frauen und 1,5% bei Männern. Allerdings hatten nur 42% aufgrund ihrer Kopfschmerzen in den letzten 12 Monaten einen Arzt konsultiert und dabei wurden nur bei knapp zwei Dritteln (63%) die Kopfschmerzen auch als Migräne eingestuft (mäßige Übereinstimmung, Kappa=0.40). Die Rate der korrekten Selbsteinschätzung der Kopfschmerzen als Migräne-Kopfschmerzen lag bei 70% (bezogen auf alle Teilnehmer mit Migräne), die Übereinstimmung mit der IHS Diagnose war ebenfalls nur mäßig (Kappa=0,46). Schlussfolgerungen und Diskussion: Unsere Ergebnisse bestätigen die hohe Prävalenz von Kopfschmerzen in Deutschland und zeigen, dass die Migräne zu den Volkskrankheiten gezählt werden muss. Die Prävalenz der Migräne liegt in einer sehr ähnlichen Größenordnung wie aus anderen internationalen Studien bekannt. Die Diagnoserate der behandelnden Ärzte und das Bewusstsein der Betroffenen über das Vorliegen einer Migräne sind jedoch als unbefriedigend zu bezeichnen.