Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: In einigen Studien sind Unterschiede in der Versorgung zwischen Männern und Frauen
nach zerebrovaskulären Ereignissen beschrieben worden. Die meisten der beobachteten
Unterschiede waren allerdings nicht oder nur teilweise für Unterschiede in Patientenmerkmalen
adjustiert worden. Ziel der vorliegenden prospektiven Kohortenstudie ist es, die Versorgung
zwischen Männern und Frauen nach Schlaganfall und transitorisch ischämischer Attacke
(TIA) unter Adjustierung für mögliche Confounder zu vergleichen. Material und Methoden: Patienten wurden konsekutiv bei Aufnahme in eines der vier teilnehmenden Berliner
Krankenhäuser eingeschlossen. Risikofaktoren, klinische Faktoren und das akute Management
wurden aus den medizinischen Akten standardisiert erfasst. Patienten wurden zu sozio-demographischen
Faktoren sowie zum Management nach Entlassung befragt. Der Beobachtungszeitraum betrug
12 Monate. Multiple logistische Regressionsanalysen wurden zur Berechnung der Odds
ratios (OR) und des 95% Konfidenzintervalls (KI) für die einzelnen Management-Variablen
verwendet. Ergebnisse: Insgesamt wurden 558 Patienten eingeschlossen (55% Männer, mittleres Alter 65±13
Jahre; 45% Frauen, 69±14 Jahre). Aufnahmeindikationen waren Schlaganfall (74%) und
TIA (26%). Zwischen Männern und Frauen gab es keine Unterschiede in durchgeführten
diagnostischen Maßnahmen, Rehabilitation oder Medikation nach Entlassung. Allerdings
erhielten Frauen signifikant häufiger eine blutzuckersenkende Medikation in der Akutphase
als Männer (OR 3,22; 95% KI 1,14–9,06). Außerdem wurden Frauen nach Entlassung aus
der Akutklinik seltener vom einem niedergelassenen Neurologen betreut als Männer (OR
0.47; 95% KI 0.23–0.95). Schlussfolgerungen und Diskussion: Nach Adjustierung für Unterschiede in Patientenmerkmalen fanden wir nur geringfügige
Unterschiede im akuten und längerfristigen Versorgungsmanagement zwischen Männern
und Frauen nach zerebrovaskulären Ereignissen.