Gesundheitswesen 2005; 67 - P30
DOI: 10.1055/s-2005-920618

Versorgungsmanagement bei Patienten nach Schlaganfall und transitorisch ischämischer Attacke: ein Vergleich zwischen Männern und Frauen

J Müller-Nordhorn 1, CH Nolte 1, K Rossnagel 1, GJ Jungehülsing 1, A Reich 1, S Roll 1, A Villringer 1, SN Willich 2
  • 1Abteilung für Neurologie
  • 2Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie

Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: In einigen Studien sind Unterschiede in der Versorgung zwischen Männern und Frauen nach zerebrovaskulären Ereignissen beschrieben worden. Die meisten der beobachteten Unterschiede waren allerdings nicht oder nur teilweise für Unterschiede in Patientenmerkmalen adjustiert worden. Ziel der vorliegenden prospektiven Kohortenstudie ist es, die Versorgung zwischen Männern und Frauen nach Schlaganfall und transitorisch ischämischer Attacke (TIA) unter Adjustierung für mögliche Confounder zu vergleichen. Material und Methoden: Patienten wurden konsekutiv bei Aufnahme in eines der vier teilnehmenden Berliner Krankenhäuser eingeschlossen. Risikofaktoren, klinische Faktoren und das akute Management wurden aus den medizinischen Akten standardisiert erfasst. Patienten wurden zu sozio-demographischen Faktoren sowie zum Management nach Entlassung befragt. Der Beobachtungszeitraum betrug 12 Monate. Multiple logistische Regressionsanalysen wurden zur Berechnung der Odds ratios (OR) und des 95% Konfidenzintervalls (KI) für die einzelnen Management-Variablen verwendet. Ergebnisse: Insgesamt wurden 558 Patienten eingeschlossen (55% Männer, mittleres Alter 65±13 Jahre; 45% Frauen, 69±14 Jahre). Aufnahmeindikationen waren Schlaganfall (74%) und TIA (26%). Zwischen Männern und Frauen gab es keine Unterschiede in durchgeführten diagnostischen Maßnahmen, Rehabilitation oder Medikation nach Entlassung. Allerdings erhielten Frauen signifikant häufiger eine blutzuckersenkende Medikation in der Akutphase als Männer (OR 3,22; 95% KI 1,14–9,06). Außerdem wurden Frauen nach Entlassung aus der Akutklinik seltener vom einem niedergelassenen Neurologen betreut als Männer (OR 0.47; 95% KI 0.23–0.95). Schlussfolgerungen und Diskussion: Nach Adjustierung für Unterschiede in Patientenmerkmalen fanden wir nur geringfügige Unterschiede im akuten und längerfristigen Versorgungsmanagement zwischen Männern und Frauen nach zerebrovaskulären Ereignissen.