Gesundheitswesen 2005; 67 - P28
DOI: 10.1055/s-2005-920616

Zur derzeitigen Tuberkulosegefährdung im Gesundheitsdienst – Ergebnisse einer Tuberkulinteststudie von 1985 bis 2000 in zwei großen klinischen Einrichtungen

M Michaelis 1, F Hofmann 2, N Kralj 3, S Schroebler 4
  • 1FFAS – Freiburger Forschungsstelle Arbeits- und Sozialmedizin
  • 2Universität Wuppertal, Abt. Sicherheitstechnik, Arbeitsphysiologie, Arbeitsmedizin und Infektionsschutz
  • 3Univ. Wupp.
  • 4Arb. med. Dienst der Stadt Wuppertal

Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Ziel: Im Rahmen dreier Erhebungen im Universitätsklinikum Freiburg mit jeweils 4000 Beschäftigten zwischen 1985 und 1995 konnte ein deutlicher Rückgang der Zahl von Beschäftigten mit positiver Tuberkulinreaktion gezeigt werden. Dennoch ist die Tuberkulose nach wie vor die häufigste berufliche bakterielle Infektionskrankheit im Gesundheitsdienst. Um die im süddeutschen Raum gewonnenen Ergebnisse auf eine breitere Basis zu stellen, wurden zwischen 1985 bis 2000 vergleichbare Prävalenzdaten auch in einer großen klinischen Einrichtung mit psychiatrischem Schwerpunkt in NRW erhoben. Material und Methoden: Die 1997 gestartete Studie wurde retro- und prospektiv durchgeführt. Dabei wurde der Tubergen-Stempeltest eingesetzt. Insgesamt wurden rund 5400 Datensätze von Personen aus Herkunftsländern mit niedriger TB-Endemizität im Rahmen von drei Erhebungszeiträumen querschnittlich ausgewertet. Die Prävalenz wird nach beruflicher Exposition unterschieden. Ergebnisse: Vergleichbar dem Trend der süddeutschen Daten sank auch in der vorliegenden Studie die Rate der Beschäftigten mit positivem Tuberkulintest (TT) bis zum Jahr 2000 auf rund die Hälfte der Untersuchten. Allerdings ist die im gleichen Zeitraum ermittelte TT-Gesamtprävalenz gegenüber der Klinik in Süddeutschland signifikant erhöht. Eine statistisch bedeutsame Erhöhung des Relativen Risikos wurde in den medizinischen Berufsgruppen Krankenpflege und Pflegehelfer (1.8) und in den nicht-medizinischen Gruppen Küchen- und Reinigungspersonal (1.5) gefunden (Referenzgruppe: Büroangestellte). Schlussfolgerungen und Diskussion: Grundsätzlich ist die Tuberkulose innerhalb Deutschlands im Abnehmen begriffen. Dennoch zeigen sich Prävalenzunterschiede zwischen den Einrichtungen, die regional oder methodisch diskutiert werden müssen. Angesichts der im EU-Vergleich hohen Prävalenzrate hat der Tuberkulintest auch in Zukunft einen besonderen Stellenwert bei der Beurteilung der epidemiologischen Situation.