Gesundheitswesen 2005; 67 - P26
DOI: 10.1055/s-2005-920614

Die Verknüpfung von Versicherten-Verläufen (RSD) und Befragungsdaten zur Ermittlung von Motiven und Gründen der fehlenden Inanspruchnahme medizinischer Rehabilitation

G Langer 1, A Dreyer-Tümmel 1, M Zimmermann 1, J Behrens 1
  • 1Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Hintergrund/Ziele: Knapp die Hälfte aller Frühberenteten in Deutschland hat in den fünf Jahren vor der Berentung keine medizinische Reha-Maßnahme in Anspruch genommen. Neben epidemiologischen Kriterien ist die Ermittlung der Motive und Gründe der Nicht-Inanspruchnahme ein wichtiger Schritt zur Optimierung des Zugangs zur medizinischen Rehabilitation. Material/Methoden: Eine Zufallsauswahl aus den Rentenzugängen des Jahres 2000 der LVA Sachsen-Anhalt, bestehend aus Frühberenteten ohne Rehabilitation (n=1.086), Frühberenteten mit Rehabilitation (n=530) und Altersberenteten mit Rehabilitation (n=502), wurde postalisch befragt (Rücklauf 53,9%) und die Ergebnisse anschließend mit Daten der Reha-Statistik-Datenbasis verknüpft. Ergebnisse: Der Anteil frühberenteter Frauen ohne Reha sinkt mit steigender Rentenhöhe, der Anteil frühberenteter Frauen mit Reha verhält sich gegenläufig (p=0,02). 22,7% der Empfehlungen zu einer Reha-Maßnahme bei Männern durch einen Reha-Berater wurden bei Muskel-Skelett-Erkrankungen ausgesprochen, 15,9% bei Neubildungen und 11,4% bei psychischen Erkrankungen (p=0,01). Empfehlungen des Hausarztes bezogen sich nach Auskunft der Versicherten zu 46,4% auf Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems und zu 25,4% auf Kreislauferkrankungen (p=0,02). Je älter ein Versicherter war, desto eher kann der Haushalt den finanziellen Aufwand einer Reha-Maßnahme tragen (p=0,009). Allerdings wird mit steigendem Alter der Nutzen einer Reha-Maßnahme geringer eingeschätzt (p=0,001). Schlussfolgerungen/Diskussion: Durch die Verknüpfung von Routine- und Befragungsdaten werden Auswertungen möglich, die durch die alleinige Verwendung von Routinedaten verschlossen bleiben. Zwar weichen die Selbstangaben der Befragten erwartungsgemäß teilweise von den Routinedaten ab, aber gerade im Hinblick auf die Erfassung von Motiven und Gründen einerseits und die Möglichkeit des Abgleichs von subjektiven Angaben mit Verwaltungsdaten andererseits scheint eine Verknüpfung sehr wertvoll.