Gesundheitswesen 2005; 67 - P24
DOI: 10.1055/s-2005-920612

Einkommensungleichheit und Gesundheit – Eine Analyse mit Daten des Sozio-oekonomischen Panels 1999–2004

L Kroll 1, T Lampert 1
  • 1Robert Koch-Institut

Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Über das Einkommen eröffnen sich zahlreiche Lebens- und Teilhabechancen, die auch für die Gesundheit von erheblicher Bedeutung sind. Analysiert wird der Einfluss der relativen Einkommensposition auf die subjektive Gesundheit, das Gesundheitsverhalten und die vorzeitige Sterblichkeit. Besonderes Augenmerk gilt dabei alters- und geschlechtsspezifischen Ausprägungen des Einkommenseffektes. Material und Methoden: Datenbasis ist das Sozio-oekonomische Panel (SOEP), eine Haushaltsbefragung, an der jährlich bis zu 25.000 Personen teilnehmen. Einkommensunterschiede in der Gesundheit und im Gesundheitsverhalten werden anhand von Daten aus dem Jahr 2004 beschrieben. Der Einfluss des Einkommens auf die vorzeitige Sterblichkeit wird über den Zeitraum 1999–2004 analysiert. Für die Analysen wurden ausgehend vom verfügbaren Netto-Äquivalenzeinkommen (neue OECD-Skala) fünf Gruppen gebildet: <60% (Armutsrisiko), 60– <80%, 80– <100%, 100– <150%, 150% und mehr vom gesellschaftlichen Medianeinkommen. Ergebnisse: Männer wie Frauen aus der Armutsrisikogruppe schätzen ihre eigene Gesundheit schlechter ein, berichten häufiger über starke Schmerzen in den vorausgegangenen vier Wochen sowie über gesundheitsbedingte Einschränkungen in der Alltagsgestaltung. Die vorzeitige Sterbewahrscheinlichkeit ist in der niedrigsten Einkommensgruppe bei Männern und Frauen deutlich erhöht. Darüber hinaus lässt sich feststellen, dass sich der subjektive Gesundheitszustand mit der Höhe des Einkommens kontinuierlich verbessert und dieser Einkommensgradient im mittleren Lebensalter am stärksten ausgeprägt ist. Schlussfolgerungen und Diskussion: Der Einkommensgradient in der Gesundheit und Lebenserwartung verdeutlicht, dass die Gesundheitswirksamkeit ökonomischer Ressourcen nicht allein durch relative Deprivation erklärt werden kann. Als vermittelnde Mechanismen sind daneben insbesondere Stress- und Verhaltensreaktionen auf die benachteiligte Lebenslage zu berücksichtigen.