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DOI: 10.1055/s-2005-920596
Verhaltensänderungsmotivation vs. Inanspruchnahmemotivation bei Krankenhauspatienten mit einer Alkoholproblematik
Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Motivation für die Änderung des Trinkverhaltens ist kritisch für das Erreichen und Aufrechterhalten einer Trinkreduktion bzw. –abstinenz. Bisherige Studien zur Bedeutung der Inanspruchnahmemotivation für Behandlungserfolg begrenzen sich auf bereits hilfesuchende Populationen und auf die Unterscheidung intrinsischer vs. extrinsischer Motivation. Über die Inanspruchnahmebereitschaft in nicht-hilfesuchenden Populationen und die Anwendbarkeit des TTM-Stadienmodells auf dieses Konstrukt ist weniger bekannt. Ziel dieser Studie ist es, ein differenziertes Bild über die Verhaltensänderungs- und Inanspruchnahmebereitschaft einer nicht-hilfesuchenden Population, vor dem Hintergrund des TTM zu erhalten. Material und Methoden: Die Stichprobe besteht aus 748 Krankenhauspatienten, die im Rahmen der Interventionsstudie ‘Kurzberatung im Krankenhaus' die DSM-IV-Kriterien einer aktuellen Alkoholabhängigkeit beziehungsweise eines Alkoholmissbrauchs erfüllten oder nach den Kriterien der British Medical Association als Risikokonsumenten identifiziert wurden. Die Verhaltensänderungsbereitschaft und die Inanspruchnahmebereitschaft wurden mittels stadienbasierten Instrumenten erfasst. Ergebnisse: Mittels explorativer und konfirmatorischer Faktorenanalyse wurde die Anwendbarkeit des TTM-Stadienmodells auf das Konstrukt der Inanspruchnahmebereitschaft bestätigt (z.B. CFI=.94). Bei 43.5% der Probanden mit einer Alkoholabhängigkeit unterschieden sich die Verhaltensänderungs- und Inanspruchnahmemotivation (bereit vs. nicht bereit) deutlich. Schlussfolgerungen und Diskussion: Die Studie bietet neue Erkenntnisse über das Motivationsmuster von Personen mit Alkoholproblemen. Die Ergebnisse bestätigen, dass es sich bei der Verhaltensänderungs- und Inanspruchnahmemotivation um zwei distinkte Konstrukte handelt, die gleichermaßen ausgewertet werden sollten, um den Bedürfnissen der Patienten und der Empfänglichkeit für Behandlung gerecht zu werden.