Gesundheitswesen 2005; 67 - V64
DOI: 10.1055/s-2005-920558

Family Affluence – eine Alternative zur Messung des SES bei Kindern und Jugendlichen?

M Richter 1, A Klocke 2
  • 1Universität Bielefeld
  • 2FH Frankfurt/Main

Hintergrund: Der sozioökonomische Status (SES) von Kindern und Jugendlichen wird in der Regel über den Status der Eltern definiert. Wenn die Eltern nicht an der Befragung teilnehmen, gestaltet sich die Statuszuweisung als problematisch, da Heranwachsende nur sehr ungenaue Angaben machen können. Material und Methoden: Datenbasis ist die deutsche Stichprobe der internationalen Studie „Health Behaviour in School-aged Children (HBSC)“ aus dem Jahr 2002. Aufgrund der oben benannten Schwierigkeiten, wurde im Rahmen der HBSC-Studie eine Skala des familiären Wohlstands (Family Affluence Scale – FAS) entwickelt, die als Maß für den sozioökonomischen Status gelten kann. Der Index besteht dabei aus vier verschiedenen Items: (1) Familiärer Besitz eines Autos, (2) Anzahl von Urlaubsreisen in den letzten 12 Monaten, (3) eigenes Zimmer des Jugendlichen und (4) Anzahl von Computern im Haushalt. Ergebnisse: Die FAS-Skala korreliert mit anderen Indikatoren sozialer Ungleichheit nur mäßig. Bei verschiedenen gesundheitsrelevanten Outcomes zeigen sich für den familiären Wohlstand stärkere Zusammenhänge als für den Berufsstatus der Eltern, was darauf hindeutet, dass die Indikatoren unterschiedliche Dimensionen sozialer Ungleichheit messen. Erste Ergebnisse einer internationalen Validierungsstudie (n=179 für Deutschland) zeigen, dass die Angaben der Eltern und Kinder bezüglich des familiärem Wohlstands nicht besonders gut übereinstimmen. Dennoch steht die FAS-Skala in einem durchaus bedeutsamen Zusammenhang mit anderen, über Elternangaben erhobenen Statusindikatoren. Abschließend wird eine Alternative zur Bildung der FAS-Skala vorgestellt, die um weitere Robustheit bemüht und insbesondere für internationale Vergleiche geeignet ist. Schlussfolgerungen und Diskussion: In Studien, die ohne Angaben der Eltern zu Beruf, Bildung und Einkommen auskommen müssen, erweist sich die FAS-Skala als ein nützliches und handliches Instrument. Es wird aber auch deutlich, dass dieser Indikator nur als ein zusätzliches Hilfsmittel zur Bestimmung der sozialen Lage der Familie gelten kann.