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DOI: 10.1055/s-2005-920520
Lebenszeit-Mortalität von Männern mit normalen und subnormalen Spermienkonzentrationen
Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Die Spermatogenese ist eines der wenigen Beispiele kontinuierlicher Zellproliferation im menschlichen Organismus. Sie ist ein komplexer Prozess und reagiert aufgrund ihrer raschen Reproduktion und dem hohen Differenzierungsgrad ihrer Zellen empfindlich auf Noxen und Stressoren. Störungen der Spermatogenese könnten nun ein Anzeichen für die Belastung des männlichen Organismus mit Noxen darstellen. Werden gewisse Vorerkrankungen ausgeschlossen, so könnte eine Beeinträchtigung der Spermatogenese, geäußert durch subnormale Spermienkonzentrationen, als Indikator für den Gesundheitszustand angesehen werden. Daraus ergibt sich weiterhin die Konsequenz, dass Männer mit Spermatogenesestörungen aufgrund ihres schlechteren allgemeinen Gesundheitszustandes früher versterben sollten als Männer ohne solche Störungen. Es wird also ein Zusammenhang zwischen den Spermienkonzentrationen und der Lebensdauer eines Individuums vermutet. Material und Methoden: Datengrundlage sind Spermiogrammbefunde von deutschen Patienten der Infertilitätssprechstunde des Klinikums Marburg ab dem Jahr 1949. Alle Männer sind vor 1938 geboren. Einige der Fälle wurden wegen Vorerkrankungen, die die Spermatogenese beeinträchtigen (z.B. Mumps), ausgeschlossen werden. Von 601 Fällen ist das Sterbedatum bekannt bzw. ist bestätigt, dass sie am 01.09.02 noch am Leben waren. Zusätzlich ist für ca. 30% der Fälle der Beruf als ISCO-68-Code bekannt. Ergebnisse: Der Anteil der Verstorbenen ist bei den oligospermen höher als bei den normospermen Männern (42/117 [35,9%] bzw. 104/391 [26,6%]), und bei den azoospermen Fällen am höchsten (32/84 [38,2%]) (χ2=6,703; p<0,05). Erste Analysen (survival analysis und Cox-Regression) deuten darauf hin, dass Männer mit subnormalen Spermienkonzentrationen eine kürzere Lebensdauer und ein höheres Sterberisiko haben als normosperme Männer. Schlussfolgerungen und Diskussion: Es scheint ein Zusammenhang zu bestehen zwischen dem Fertilitätsstatus und der Lebenszeit-Mortalität bei Männern. Kann die Spermienkonzentration als Indikator für den Gesundheitszustand gesehen werden?