Gesundheitswesen 2005; 67 - V6
DOI: 10.1055/s-2005-920500

Mundgesundheit und Lebensqualität bei Kindern und Jugendlichen

A Borutta 1
  • 1WHOCC, Friedrich Schiller-Universität

Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Zu den Aufgaben des WHO-Kollaborationszentrums „Prävention oraler Erkrankungen“ (WHOCC) gehört u.a. die Analyse sozialer Einflussfaktoren auf die Mundgesundheit, um aus dieser Sichtweite die Effektivität von Mundgesundheitsprogrammen optimieren zu können. Trotz eines allgemeinen Kariesrückganges ist die Karies die häufigste Erkrankung im Kindesalter. Munderkrankungen können erheblich das Wohlbefinden und damit die Lebensqualität beeinträchtigen. Kinder, deren Mundgesundheit gestört ist, erleben 12mal häufiger Einschränkungen in ihren Tagesabläufen als mundgesunde Kinder. Jährlich versäumen sie mehr als 50 Millionen Schulstunden wegen Zahnproblemen, nicht ohne Auswirkungen auf ihre Schulbildung und spätere Lebenschancen. Im Rahmen der WHO-initiierten „International Collaborative Study of oral health outcomes“ (ICS-II), an der sich auch das WHOCC 1991 mit dem Bundesland Thüringen beteiligte, erfolgten erstmalig in Deutschland Untersuchungen zur mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität. Die Studie wurde an randomisiert ausgewählten 12- bis13-jährigen Schulkindern (N=1155) durchgeführt und 1995 (N=1089) und 2000 (in Sachsen-Anhalt) (N=1153) wiederholt. Zahnbezogene Symptome, die Selbsteinschätzung der Mundgesundheit sowie soziale Einschränkungen dienten der Bestimmung mundbezogener Lebensqualität. In allen Studien bestätigten 31% bis 51% der Befragten zahnbezogene Symptome, am häufigsten eine Empfindlichkeit auf thermische Reize, gefolgt von parodontalen Problemen (17 bis 20,3%). Mehr als die Hälfte der Befragten bewerteten ihre Mundgesundheit mit sehr gut bis gut. Wegen Zahnproblemen versäumten 20 bis 23% der Probanden die Schule. Ca. 10% waren mit dem Aussehen ihrer Zähne unzufrieden, ebenso viele empfanden Einschränkungen in ihren sozialen Kontakten. Schlussfolgernd kann bestätigt werden, dass individuelle zahnbezogene Wahrnehmungen und Einschätzungen die Lebensqualität erheblich beeinflussen.