Gesundheitswesen 2005; 67 - V5
DOI: 10.1055/s-2005-920499

Gesundheitsförderung und Prävention als Perspektive für Physio- und Ergotherapie

B Borgetto 1
  • 1Institut für gesundheits- und sozialwissenschaftliche Forschung und Beratung e.V.

Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Angesichts des demografischen und epidemiologischen Wandels nimmt die Bedeutung von Prävention zu. In diesem Beitrag wird untersucht, welche Perspektiven sich daraus für die Gesundheitsberufe Physiotherapie und Ergotherapie ergeben. Material und Methoden: Anhand einer Literatur- und Dokumentenanalyse wird untersucht, wie sich die bisherigen Tätigkeitsbereiche der Gesundheitsberufe Physio- und Ergotherapie unter der Perspektive von Gesundheitsförderung und Prävention wandeln und welche neuen Tätigkeitsbereiche sich eröffnen. Ergebnisse: In den bisherigen Tätigkeitsbereichen verbreitert sich die therapeutische Beziehung auf der Basis des bio-psycho-sozialen Krankheits-/Gesundheitsmodells, der Integration der salutogenetischen Perspektive, der Integration präventiver Arbeit in die alltägliche TherapeutInnen-PatientInnen/KlientInnen-Beziehung durch Gesundheitsanamnese, Motivation und Empowerment. Neue Tätigkeitsbereiche ergeben sich v. a. im Rahmen der Primärprävention nach § 20 SGB V. Der „Setting“-Ansatz und die betriebliche Gesundheitsförderung zeichnen sich nach den Dokumentationen der Spitzenverbände der GKV durch eine hohe Dynamik aus. Weitere Arbeitsfelder ergeben sich im Bereich Sekundärprävention (z.B. Früherkennung von Entwicklungsstörungen bei Kleinkindern), Tertiärprävention (z.B. Funktionstraining in Selbsthilfeorganisationen) und Wellness & Fitness (der „freie Markt“). Schlussfolgerungen und Diskussion: Aus dem Wandel der Tätigkeitsbereiche ergeben sich neue (bzw. zumindest neu zu akzentuierende) Kompetenzprofile für die Gesundheitsberufe, in denen Gesundheitsanamnese, Empowerment, Evaluation, ein ökonomisches Grundverständnis (Kosten/Nutzen-Rechnungen, Qualitätsmanagement, Marketing), das Entwerfen von zielgruppenorientierten Interventionen in Settings, „Networking“ und Engagement in Gesundheits- und Sozialpolitik eine wichtige Rolle spielen.