Z Gastroenterol 2005; 43 - CV12
DOI: 10.1055/s-2005-920420

Klinische Ergebnisse der Dünndarm- und Multiviszeraltransplantation an der Berliner Charité

A Pascher 1, S Kohler 2, AU Dignass 3, JM Langrehr 4, P Neuhaus 5
  • 1Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Charité, Campus Virchow, Berlin
  • 2Klinik fuer Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Charité, campus Virchow, Berlin
  • 3Charité, Campus Virchow Klinikum, Universitätsmedizin Berlin, Med. Klinik m.S. Hepatologie und Gastroenterologie, Berlin
  • 4Klinik fuer Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Charité, Campus Virchow, Berlin
  • 5Charité Campus Virchow Klinikum; Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Berlin

Die Dünndarmtransplantation (DTx) ist die einzige kausale Therapie des Kurzdarmsyndromes (KDS). In den letzten Jahren wurde das Langzeitüberleben nach DTx entscheidend verbessert. Es werden die aktuellen Erfahrungen mit der DTx an der Charité, Campus Virchow Klinikum, vorgestellt. Patienten und Methoden: Es wurden zwölf isolierte DTx und eine Multiviszeraltransplantation durchgeführt. Das mittlere Empfängeralter betrug 37,7±10,6 Jahre (Median: 35 Jahre; 27–58 Jahre; M: W=8: 5). Alle Patienten litten an einem irreversiblen KDS (0–30 cm Rest-Dünndarmlänge; Mittelwert: 11,8±11,4 cm; Median: 13 cm). Die initiale Immunsuppression erfolgte mit Tacrolimus, Rapamune, Steroiden, Daclizumab (n=10) bzw. mit Tacrolimus, Steroiden, Alemtuzumab (n=3). Es erfolgte eine frühe enterale Ernährung ab 6 Stunden postoperativ. Ergebnisse: Alle Patienten litten an einem irreversiblen KDS (0–30 cm Rest-Dünndarmlänge; Mittelwert: 11.8±11.4 cm Median: 13 cm). Ursachen des KDS waren venöser Mesenterialinfarkt (n=3), Mesenterialischämie (n=3;), Volvolus (n=2), Malrotation (n=2), rAdhäsionsileus (n=1), Gardner-Syndrom (n=1) und Morbus Crohn (n=1). Indikationen waren Verlust des venösen Zuganges (n=2), rezidiv. Kathetersepsis (n=5), Leberdysfunktion (n=5). Die 0,5, 1- und 2-Jahres-Patientenüberlebensrate betrug 85% (11/13), 77% (10/13) bzw. 77%. Die Abstoßungsraten beliefen sich auf 23% (3/13) innerhalb der ersten sechs Monate bzw. 38% (5/13) innerhalb des ersten Jahres. Ursachen des Transplantatverlustes bzw. des Todes der Patienten waren nekrotisierende Enterocolitis, schwere Muromonab-resistente, akute Rejektion, sowie Transplantatischämie bei komplexer Koagulopathie. Alle übrigen Patienten entwickelten einen erfreulichen Langzeitverlauf. Alle Patienten waren zwei Wochen nach DTx unabhängig von total parenteraler Ernährung (TPE). 60% der Patienten wurde beruflich rehabilitiert. Folgerungen: Die klinische DTx wurde mit 1-Jahres-Patienten- und Organüberlebensraten von 77% entsprechend derzeitigem internationalem Standard in unserem Zentrum etabliert. Die DTx ist ein Komplementärverfahren zur konservativen und operativen Therapie des KDS. Die Vorstellungs- und Indikationskriterien bedürfen weiterer Verbreitung, um lebensgefährliche Komplikationen der TPE zu vermeiden.

Keywords: Dünndarmtransplantation, Kurzdarmsyndrom