Hintergrund: Mögliche Beeinträchtigungen des Gehörs bei Patienten nach Lebertransplantation (LTx) sind bislang nur sporadisch beschrieben. Unter Immunsuppression mit Calcineurin-Inhibitoren ist jedoch eine hohe Rate an potentiell ototoxischen Nebenwirkungen beschrieben, v.a. cardiovaskulärer und neurotoxischer Art.
Methoden: Wir berichten über eine Serie von 5 Patienten (davon 3 weiblich), die alle nach Lebertransplantation einen akuten Hörverlust zeitgleich mit hohen Serumspiegeln von Immunsuppressiva erlitten.
Ergebnisse: In 4/5 Patienten war der Hörsturz beidseitig. Die Hörstürze traten unter einer hohen Dosierung mit Prograf (n=3, mittlerer Serumspiegel zum Zeitpunkt des Hörsturzes: 23,7 ng/ml) bzw. mit Cyclosporin A (n=2, 343 ng/ml) auf. Die weitere Immunsuppression bestand aus Prednisolon (n=4) und Azathioprin (n=1). Weitere Risikofaktoren wie die Gabe ototoxischer Medikamente (z.B. Aminoglykoside) lagen nicht vor. Trotz rascher Normalisierung der Wirkspiegel der Immunsuppressiva wurden bei 4/5 Patienten im weiteren Verlauf Hörgeräte (3x beidseitig) notwendig. Zusätzlich leiden zwei Patienten seit dem Ereignis unter Tinnitus. Das Alter der Patienten war sehr variabel (18–59 Jahre). Auch die Art der zugrundeliegenden Lebererkrankung war nicht wegweisend (jeweils 1x HCV, PSC, Autoimmunhepatitis, PRIC, malignes Hämangioendotheliom). Die Lebertransplantation lag zum Zeitpunkt des Hörsturzes 0–5 Jahre zurück.
Zusammenfassung: Unter hohen Dosen von Immunsuppressiva nach Lebertransplantation scheint ein Risiko für einen akuten Hörverlust zu bestehen. Der Hörverlust war meist irreversibel und zog ein Hörgerät nach sich. Weitere systematische Untersuchungen sind notwendig, um das Problem besser beurteilen zu können, insbesondere die Rolle verschiedener Immunsuppressiva.
Keywords: Hörverlust, Immunsuppression, Lebertransplantation