Z Gastroenterol 2005; 43 - P515
DOI: 10.1055/s-2005-920306

Einfluss der Inanspruchnahme ergänzender Behandlung auf die Patientenzufriedenheit–Ergebnisse einer Studie zu chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) und dem Reizdarmsyndrom (RDS) im Rahmen des Essener Zirkels

C Pieper 1, S Haag 2, G Holtmann 3, G Gerken 2, W Senf 4, S Gesenhues 5, KH Jöckel 1
  • 1Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie; Universitätsklinikum Essen, Essen
  • 2Department of Gastroenterology and Hepatology, Essen
  • 3Dept of Gastroenterology, Hepatology and General Medicine, Royal Adelaide Hospital, University of Adelaide, Australien, Adelaide, Australien
  • 4Department of Psychosomatic Medicine and Psychotherapy, Essen
  • 5Lehrgebiet Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Essen, Essen

Hintergrund: Aus epidemiologischen Untersuchungen geht hervor, dass die Inanspruchnahme ergänzender Behandlungsmöglichkeiten ansteigt, vor allem bei Patienten mit chronischen Erkrankungen. In der durchgeführten Studie wurde an Patienten mit CED und RDS untersucht, ob die Inanspruchnahme ergänzender Behandlung zu einer größeren Zufriedenheit mit der Versorgung insgesamt und möglicherweise auch einem besseren Allgemeinbefinden führt.

Methode: Es erfolgte eine schriftliche Befragung in Praxen niedergelassener Allgemeinmedizinern und Gastroenterologen sowie in spezialisierten Kliniken. Primäre Zielparameter waren Zufriedenheitsindikatoren und Lebensqualität. Als sekundärer Zielparameter wurde das Inanspruchnahmeverhalten erfasst.

Ergebnisse: 131 Fragebögen (86 CED, 45 RDS) wurden ausgewertet (RR 77%). Zwei der im Rahmen der Untersuchung identifizierten Hauptprobleme in der Versorgung sind die mangelnde Information durch behandelnde Ärzte (CED 26%, RDS 27%) und ein unpersönlicher Umgang (CED 21%, RDS 14%) (Angaben durch Befragte in %). Etwa die Hälfte der CED- und noch mehr RDS-Patienten leiden trotz (medikamentöser) Behandlung unter einschränkenden Symptomen, dabei sind RDS-Patienten stärker belastet. Mehr als ein Drittel der Patienten insgesamt befindet sich in ergänzender Behandlung bei Psychotherapeuten, Heilpraktikern u.a. (CED 40%, RDS 39%). Die Zufriedenheit dieser Patienten mit der Versorgung insgesamt ist signifikant höher als die der übrigen Patienten (p=0.01). Auch leiden diese nach eigener Einschätzung weniger unter Depressivität (Hospital Anxiety and Depression Scale) (p=0.01).

Schlussfolgerung: Die Studie stützt die Annahme, dass die ergänzende Behandlung bei Patienten mit CED und RDS zu einer größeren Zufriedenheit mit der Versorgung insgesamt und in Teilen auch zu einem besseren Allgemeinbefinden führt. Eine (engere) Kooperation zwischen den verschiedenen Versorgungsebenen und den Anbietern ergänzender Behandlung erscheint folglich sinnvoll. Maßnahmen zur Umsetzung dieser Erfahrung werden zur Zeit mit den beteiligten Praxen und Kliniken in der Stadt Essen entwickelt.

Keywords: Patientenzufriedenheit, Qualität, Reizdarmsyndrom, Versorgung, Versorgungsforschung, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, ergänzende Behandlung