RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-2005-920272
Vergleich von Vorsorge- und diagnostischer Koloskopie in einer prospektiven multizentrischen Privatpraxisstudie: Gibt es einen Unterschied an relevanten Befunden?
Hintergrund: Nach Einführung der Vorsorge-Koloskopie in Deutschland wurde diese streng von der diagnostischen Koloskopie differenziert, die wegen Patienten-Symptomen durchgeführt wird. Es ist bis jetzt in einer multizentrischen Privatpraxisstudie nicht systematisch untersucht worden, ob die Rate an relevanten pathologischen Befunden signifikant verschieden ist, was unterschiedliche Ansätze, Wartezeiten und ggf. Vergütungen durch die Krankenkassen rechtfertigen würde.
Patienten und Methoden: Während einer 6-tägigen Periode wurden alle konsekutiv durchgeführten Koloskopien in den 39 Berliner Endoskopiepraxen prospektiv aufgezeichnet. Die Daten wurden anhand eines Fragebogens gesammelt, der die Indikationen und Symptome, sowie alle Koloskopiebefunde enthielt. Die Koloskopien wurden weiterhin analysiert und eingeteilt in eine Vorsorge- und in eine Diagnostikgruppe. In beiden Gruppen wurde der Prozentsatz an relevanten Befunden (Tumoren, Entzündungen), als auch Neoplasien (Karzinome, Polypen >5mm) analysiert.
Ergebnisse: Während der Studienperiode wurden 1397 Koloskopien analysiert: 39% waren männlich, 61% weiblich, das mittlere Alter war bei 61 Jahren. 792 (57%) waren Vorsorge- und 605 (43%) diagnostische Untersuchungen. Das Zökum bzw. terminale Ileum wurde in 92% erreicht. 7,6% der Vorsorgekoloskopien wurden als fehlklassifiziert erachtet, da die Patienten abdominelle Symptome hatten. Der Prozentsatz der relevanten und der neoplastischen Befunde war 17% bzw. 16% in der Vorsorge- und 23% bzw. 15% in der diagnostischen Gruppe. In der diagnostischen Gruppe war eine höhere Prävalenz für entzündliche Pathologien (44 vs.4) und Karzinome (10 vs.1), jedoch war die Zahl der Fälle mit Polypen >5mm gleich (15,9% vs. 14,5%). Die mittlere Wartezeit in der Vorsorgegruppe betrug 61 Tage und in der diagnostischen Gruppe 28 Tage.
Schlussfolgerungen: In einer durchschnittlichen multizentrischen Privatpraxisgruppe haben die Vorsorge- und die Diagnostikkoloskopie gleich viele Polypenbefunde, aber Karzinome und entzündliche Veränderungen waren in der Diagnostikgruppe häufiger. Vom Standpunkt der Karzinomvorsorge müssen beide Gruppen als gleichwertig angesehen werden. Empfehlungen, Vorsorge- und diagnostische Fälle verschieden zu behandeln, sollten nochmals überprüft werden.
Keywords: Vorsorge-Koloskopie. Angemessenheitskriterien. Diagnostische Koloskopie