Das Phytopharmakon STW 5 (Iberogast®) wird erfolgreich zur Behandlung dyspeptischer Beschwerden eingesetzt. Bisher konnten
wir zeigen, dass 1) STW 5 in Meerschweinchen- und Humanpräparaten den Magenfundus
und -korpus relaxiert während die Antrummotilität gesteigert wird, und dass 2) diese
differenzierten Wirkungen durch Einzelextrakte in STW 5 vermittelt werden. Das Ziel
der vorliegenden Studie bestand darin, die Mechanismen der unterschiedlichen Wirkungen
von STW 5 auf die Motilität von Muskelstreifen aus Magenfundus, -korpus und -antrum
des Meerschweinchens in vitro zu charakterisieren. Weder die relaxierende noch die
aktivierende Wirkung von STW 5 konnte durch Hemmung der Prostaglandinsynthese mit
Piroxicam, der NO Synthase mit L-NAME, nervaler Aktivität mit TTX oder Blockade muskarinerger
Rezeptoren mit Atropin beeinflusst werden. Der L-Typ Ca-Kanalblocker Nifedipin (1µM)
hemmte die kontrahierende Wirkung von STW 5 im Antrum, hatte aber keinen Einfluss
auf die relaxierende Wirkung im Fundus/Korpus. Der N-Typ Ca-Kanalblocker conotoxin
MVIA (0,5µM) hatte keine Wirkung. Blockade des Ryanodinrezeptors durch Ruthenium Rot
(1µM) oder durch Ryanodin (10–100µM) hemmte die relaxierende Wirkung im Fundus/Korpus,
hatte aber keinen Effekt auf die aktivierende Wirkung im Antrum. Langzeitinkubation
mit dem Ca-ATPase Blocker Thapsigargin (1µM) und einer dadurch induzierten Entleerung
intrazellulärer Ca-Speicher hemmte ebenso die relaxierende Wirkung im Fundus/Korpus,
hatte aber keinen Effekt auf die aktivierende Wirkung im Antrum. Blockade Ca-aktivierter
Kaliumkanäle durch Apamin, Charybdotoxin oder Iberiotoxin hatten keine Wirkung auf
die STW 5 induzierten Antworten.
Die Ergebnisse zeigen, dass die motilitätssteigernde Wirkung von STW 5 im Antrum über
die Aktivierung von L-Typ Ca-Kanälen vermittelt wird. Die relaxierende Wirkung im
Fundus/Korpus basiert im Wesentlichen auf einer Aktivierung Ryanodin-sensitiver intrazellulärer
Ca-Speicher ohne Beteiligung einer der bekannten Ca-aktivierten Kaliumkanäle. Die
differenzierte Wirkung von STW 5 liegt demnach an der unterschiedlichen molekularen
Maschinerie der Muskelzellen im Antrum und Fundus/Korpus, und der selektiven Beeinflussung
der unterschiedlichen Kanäle durch die in STW 5 vorhandenen Einzelextrakte.
Keywords: Akkomodation, Calciumkanäle, Calciumspeicher, Magenmotilität, funktionelle Dyspepsie