Z Gastroenterol 2005; 43 - P303
DOI: 10.1055/s-2005-920083

Schwerstkranke Patienten mit spontan-bakterieller Peritonitis: Keime, Resistenzen und Implikationen für die empirische antibiotische Therapie

A Umgelter 1, J Stephani 2, W Huber 2, RM Schmid 3
  • 1II. Medizinische Klinik, Klinikum r.d. Isar, TU München, München
  • 2II. Medizinische Klinik am Klinikum rechts der Isar, München
  • 3II. Medizinische Klinik am Klinikum rechts der Isar, München

Als empirische Therapie der spontan-bakteriellen Peritonitis (SBP) werden gegenwärtig Ampicillin/Sulbactam, Ceftriaxon oder andere Cephalosporine der dritten Generation empfohlen. Die Ergänzung um Vancomycin wird im Falle fehlenden Ansprechens nach 48 Stunden vorgeschlagen. Wir berichten über mikrobiologische Befunde bei 28 schwerstkranken Patienten (7 w, 21 m, Alter 53±10.6 Jahre) mit SBP, die auf unserer gastroenterologischen Intensivstation behandelt wurden. Alle Patienten hatten eine vorbekannte Leberzirrhose, bei 23 infolge Alkohol, bei 2 infolge Hepatitis C, bei je einer Patientin infolge Hepatitis B bzw. kryptogen. Der MELD-Score bei Aufnahme lag bei 26±9 Punkten. Die SBP wurde jeweils bei entsprechender Symptomatik aufgrund einer Granulozytenzahl >250/µl im Aszites diagnostiziert. 18 der Patienten (64%) verstarben auf der Intensivstation. Ergebnisse: Positive Kulturen wurden von 18 Patienten gewonnen, in 4 Fällen jeweils zwei Keime. In 8 Fällen wurde E. coli isoliert, in 5 E. faecium. Weiterhin wurden B-Streptokokken, E. faecalis, Nonfermenter, p. vulgaris und c. albicans identifiziert. Bei 11 Patienten (39%) war mindestens ein Keim gegenüber Ampizillin/Sulbactam resistent, bei jeweils 7 (25%) mindestens einer gegen Ceftriaxon bzw. Ciprofloxacin. Bezogen auf die einzelnen Erreger waren 6 (30%) resistent gegen Ampicillin/Sulbactam und Ciprofloxacin, 9 (45%) gegen Ceftriaxon. Lediglich Kombinationen eines Drittgenerations-Cephalosporins oder eines Carbapenems mit Vancomycin hätten alle bakteriellen Erreger – mit Ausnahme der Nonfermenter – erfasst. Schlussfolgerung: Die Mortalität schwerstkranker Patienten mit SBP ist hoch. Aufgrund der eingeschränkten Immunabwehr und häufiger Krankenhausaufenthalte ist mit untypischen und resistenten Erregern zu rechnen. Eine initiale empirische Therapie sollte wirksam gegen E. faecium und Enterobacteriaceae mit beta-Laktam-Resistenzen sein. Ampicillin/Sulbactam bzw. die Monotherapie mit Drittgenerations-Cephalosporinen erscheint unzureichend.

Keywords: Erreger, Intensivmedizin, Resistenzen, Spontan bakterielle Peritonitis