Z Gastroenterol 2005; 43 - P030
DOI: 10.1055/s-2005-919801

Diagnostik der laryngopharyngealen Refluxes: Welche Bedeutung hat die 2-Kanal-ph-Metrie?

U Müller 1, T Fiedler 2, D Verges 3, J Sandmann 3, P Darb-Esfahani 2, H Müller 2, W Seidner 3, H Lochs 1, WA Voderholzer 2
  • 1Medizinische Klinik m. S. Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Charité, Campus Mitte, Berlin
  • 2Medizinische Klinik m. S. Gastroenterologie und Hepatologie, Charité, Campus Mitte, Berlin
  • 3Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie, HNO-Klinik, Charité Universitätsmedizin Berlin Campus Mitte, Berlin

Laryngopharyngeale Reflux (LPR) gilt als Ursache für supraösophageale Symptome (SÖS) bei der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD). Seine Bedeutung und exakte Diagnose sind umstritten. Ziel unserer Studie war die Validierung der Zweikanal-pH-Metrie als ein Werkzeug zur Diagnose des LPR. Methode: 58 konsekutive Patienten (41,9% männlich, 54[22–79] Jahre) wurden prospektiv evaluiert. Davon wurden 34 aufgrund von gastroösophagealen Refluxbeschwerden (GERD-Gruppe) und 24 weitere zur Diagnostik unklarer laryngealer Symptome mit V.a. GERD untersucht (HNO-Gruppe). Das Screening beinhaltete Ösophagusmanometrie, Zweikanal–24h-pH-Metrie, GERD-Health Related Quality of Life (HRQL)-Fragebogen, einen standardisierten Refluxfragebogen mit Erfassung von SÖS (Husten, Heiserkeit, Asthma) und eine Laryngoskopie. Letztere wurde von einem erfahrenen Phoniater durchgeführt, der gegenüber den weiteren Untersuchungsergebnissen verblindet war. Die Laryngoskopie ergab die Erfassung des Reflux Finding Score (RFS)¹. Ein RFS≥7 wurde als pathologisch gewertet. 16 Patienten mit einem RFS <7 dienten als Kontrollgruppe (CONT). Ergebnisse: Patienten der HNO-Gruppe hatten im Vergleich zu Kontrollen und GERD-Patienten einen signifikant höheren RFS (10,7±3,7 vs. 4,4±3,5 bei GERD p<0,001 vs. 4,2±1,7 bei CONT, p<0,001) und im Vergleich zu GERD-Patienten einen niedrigeren GERD-HRQL (9,3±11,6 vs. 22,1±16,2 p=0,014; CONT: 14,9±11,6; p=0,2) und eine geringere distale Säureexposition (%pH<4: 6,1±4,7 vs. 12,0±8,8, p=0,004 CONT: 9,5±10,4; p=0,72). Alle Patientengruppen unterschieden sich nicht bezüglich der proximalen Säureexposition (1,4±1,6% für HNO vs. 2,0±2,3% für GERD vs. 1,5±1,9% für CONT, p>0,05). Außerdem unterschieden sich Patienten mit SÖS (n=44) bezüglich des proximalen Refluxes nicht von Patienten ohne SÖS (n=11; 1,4±0,9 für Pt. mit SÖS vs. 2,0±2,4 für Pt. ohne SÖS, p=0,939). Es bestand keine signifikante Korrelation zwischen proximaler Refluxzeit, RFS, SÖS oder dem Druck im unteren ösophagealen Sphinkter (Spearman Rho-Test). Schlussfolgerung: Unsere Daten stützen weder die Hypothese, dass laryngophahryngealer Reflux Ursache für laryngeale Symtome ist noch dass der RFS refluxassoziierte Veränderungen misst. Die Zweikanal-pH-Metrie bringt für klinische Fragestellungen keinen Nutzen.

Literatur: 1) Belafsky PC, Postma GN, Koufman JA. The validity and reliability of the reflux finding score (RFS). Laryngoscope. 2001 Aug;111(8):1313-7

Keywords: Laryngopharyngealer Reflux, Reflux Finding Score, Zweikanal-pH-Metrie