Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P466
DOI: 10.1055/s-2005-919498

Spinale Ischämie als Komplikation einer cervicalen paravertebralen Kortikoid-Infiltration

C Schlangen 1, M Dafotakis 1, F Block 1, A Thron 1
  • 1Aachen

Wir berichten über den Fall einer 40-jährigen Patientin, die sich zur symptomatischen Therapie von langjährig bestehenden Nackenschmerzen einer Infiltration der paravertebralen cervicalen Muskulatur mit einer kristallinen Kortikoid-Lösung unterzog. Noch während der Prozedur entwickelte die Patientin eine linksseitige Armparese mit einer Hypästhesie im Bereich der Dermatome C7/C8 und TH1. Die Beschwerden bildeten sich im weiteren Verlauf nur teilweise zurück. In der T2-gewichteten spinalen Magnetresonanztomographie zeigte sich im Myelon in Höhe von HWK 6 eine 4mm große postero-lateral gelegene hyperintense Läsion. Ein Bandscheibenvorfall wurde ausgeschlossen.

Als Ursache der zervikalen Myelonläsion muss ein Zusammenhang mit der Kortikoid-Infiltration vermutet werden, vor allem da das Auftreten der neurologischen Symptomatik in engem zeitlichem Zusammenhang mit dieser steht. Die zu tiefe Injektion der kristallinen Kortikoid-Lösung kann zum Verschluss eines myelonversorgenden Gefäßes geführt haben, welches letztlich eine spinale Ischämie verursachte.

Ähnlich wie die Koinzidenz der chiropraktischen Manöver der Halsregion mit Vertebralis-Dissekaten, sollte die oben beschriebene und in der Praxis sicher selten vorkommende Komplikation Anlass dazu geben, die Indikationsstellung für paravertebrale Infiltrationsbehandlungen mit kristallinen Kortikoidlösungen kritisch zu überprüfen und gegebenenfalls in die Patientenaufklärung mit aufzunehmen.