Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P460
DOI: 10.1055/s-2005-919492

Prognostische Faktoren für das Behandlungsergebnis hochbetagter Beatmungspatienten auf einer neurologischen Intensivstation

C Röttger 1, J Allendörfer 1, M Jauss 1
  • 1Gießen

Fragestellung: Profitieren über 80-jährige Patienten mit neurologischen Erkrankungen von einer intensivmedizinischen Behandlung inklusive einer künstlichen Beatmung?

Methode: Von 10/1991 bis 12/2004 wurden 77 Patienten über 80 Jahre auf der Neurologischen Intensivstation künstlich Beatmet. Bei Aufnahme wurde über die klinischen Daten hinaus der APACHE II Score und die Glasgow-Coma-Scale erhoben und innerhalb der ersten 24 Stunden die maximalen Abweichungen von Normwerten für Vitalzeichen und relevanter Laborparameter und der Katecholaminbedarf erfasst. Zur Bewertung des Behandlungserfolges wurde der Status bei Entlassung (Tod, Pflegeheim, Selbständig) und die Überlebensdauer nach Entlassung angewendet.

Ergebnisse: Die 77 eingeschlossenen Patienten entsprachen ca. 5% aller beatmeten Patienten in diesem Zeitraum auf der Neurologischen Intensivstation. Das Durchschnittsalter betrug 82 Jahre (min.80, Median 82, max.92). Die Krankenhausmortalität 62%. Von den 29 Überlebenden wurden 4 Patienten selbstständig nach Hause, 8 Patienten in die Rehabilitation, 3 in Pflegeeinrichtungen, 3 in die häusliche Pflege entlassen und 11 in andere Abteilungen verlegt. Das Behandlungsergebnis war abhängig von der Art der neurologischen Grunderkrankung (Duncan-Test). Die Mortalität für einen zerebralen Krampfanfall oder Anfallsstatus betrug 41%, und war somit signifikant geringer als die Mortalität für einen Hirninfarkt (68%) oder intrazerebrale Blutungen (74%). Ein hoher APACHE Score korrelierte mit einem ungünstigen Behandlungsergebnis, dabei konnte in einer logistischen Regression der Apache-Subscore „pH-Wert“ als einziger prädiktiver Faktor für das Behandlungsergebnis „Tod“ identifiziert werden (Odds-Ratio=1,58; 1,13–2,20). Die nicht während des stationären Aufenthaltes verstorbenen Patienten (n=29) konnten in 9 Fällen nachbeobachtet werden, Patienten in dieser Gruppe verstarben nach durchschnittlich 157 Tagen (minimal 3 Tage, maximal 2 ½ Jahre).

Schlussfolgerung: Die Gesamtmortalität von alten beatmeten neurologischen Patienten ist hoch. Dennoch gibt es Diagnosen wie den Krampfanfall, die mit einer höheren Überlebenswahrscheinlichkeit und mit einem besseren klinischen Outcome assoziiert sind.