Hintergrund: Nackenschmerzen infolge von Zerrungen der Nacken- und Schultermuskulatur sind das häufigste Symptom nach Schleudertrauma. Die Computer-gestützte Druckalgesimetrie ist ein neues standardisiertes Untersuchungsverfahren bei Schleudertraumapatienten (Stude et al. 2004, Nebel et al. 2005). Bis jetzt existieren jedoch keine prospektiven Untersuchungen zur Druckschmerzempfindlichkeit beim Schleudertrauma.
Ziel: Das Ziel dieser Studie bestand darin, den Einfluss eines experimentellen low-impact Schleudertraumas auf die Druckschmerzempfindlichkeit bei gesunden Probanden zu untersuchen.
Methoden: 6 gesunde Freiwillige (23.5±2.7 Jahre) wurden untersucht und zwei Crash-Test-Schlittenversuche durchgeführt. Die eingesetzten Geschwindigkeiten betrugen 6.5 km/h und 9.5 km/h. Die Dauer der Entschleunigung während des Crashs war kleiner <100 ms, sodass ein Impuls von 3.0 und 4.5g resultierte. Die Druckschmerzempfindlichkeit des linken und rechten M. splenius sowie an der Mittelphalanx des linken Zeigefingers wurde mithilfe eines Druckalgesimeters (1310 kPa, 400gr) für 180s unmittelbar vor und innerhalb einer Stunde nach dem Crash-Test bestimmt. Befindlichkeitsdaten wurden mittels Zerssen Inventar erhoben.
Ergebnisse: Die statistische Analyse (Wilcoxon-Tests) für die lokale und periphere Druckschmerzempfindlichkeit (Schmerzschwelle, Schmerzmaximum, Steigung und Integral der Schmerzintensitätszeitfunktion) zeigte keinen signifikanten Unterschied vor und nach dem Crash-Test in allen Parametern. Weiterhin wurde keine Korrelation zwischen Befindlichkeitswerten und Druckschmerzempfindlichkeit gefunden.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass ein Niedrigimpuls Unfall wie in unserer Untersuchung zu keinen akuten Veränderungen der lokalen oder generellen Druckschmerzempfindlichkeit führt im Gegensatz zu Untersuchungen, die diese Veränderungen bei Patienten mit einem symptomatischen Schleudertrauma nachweisen konnten. Dieses kann zum einen zum einen am frühen Untersuchungszeitpunkt, zum anderen an einer zu geringen Impulseinwirkung liegen. Weitere Untersuchungen mit höherer Fallzahl werden deshalb benötigt.