Einleitung: Die eosinophile Meningitis wird bei uns vorwiegend bei opportunistischen Infektionen
mit Pilzen oder Parasiten beobachtet. Weltweit jedoch ist die häufigste Ursache einer
eosinophilen Meningitis eine Infektion mit Larven von Helminthen, wie zum Beispiel
Angiostrongylus cantonensis. Dieser bei Ratten auftretende Lungenwurm verwendet unterschiedliche
Schneckenarten und Süßwasser-Krustentiere als Zwischenwirte. Nach Kontakt oder Verzehr
von Zwischenwirten oder kontaminiertem Gemüse können infektiöse Larven in das humane
Zentralnervensystem (ZNS) gelangen. Dort rufen sie nach einer Inkubationszeit von
2 bis 35 Tagen eine entzündliche Reaktion mit typischen klinischen Symptomen hervor.
Bislang kam die Angiostrongyloidiasis im südostasiatischen und pazifischen Raum vor.
Erst vor kurzem wurden erstmals Infektionsfälle bei Einwohnern und Reisenden auch
in der Karibik beschrieben.
Kasuistik: Wir berichten über eine Deutsche, die nach der Rückkehr von einem Badeurlaub in
der Dominikanischen Republik über schwere Dysästhesien und Zephalgien klagte. Es bestand
eine eosinophile Meningitis. Übliche Infektionserreger konnten mittels Labordiagnostik
weitgehend ausgeschlossen werden. Bei Verdacht auf eine Angiostrongyloidiasis wurde
mit einem Filarien-Rohantigen nach Antikörpern gegen Nematoden gesucht. In der Akutphase
der Erkrankung wurden Antikörper in mittelhoher Konzentration im Liquor, bei fehlender
Serum-Antikörperreaktion, nachgewiesen. Dies war vereinbar mit einer Nematodeninfektion
des zentralen Nervensystems. Es wurde eine Therapie mit Albendazol und Kortikosteroiden
begonnen, worunter es zu einer umgehenden Remission der schweren Dysästhesien und
zu einer raschen Besserung der Zephalgien kam.
Zusammenfassung: Nach unserer Kenntnis ist dies der erste in Deutschland beobachtete Fall einer Angiostrongyloidiasis
und die zweite berichtete europäische Kasuistik nach Aufenthalt in der Karibik. Nach
Reisen in tropische und subtropische Regionen ist bei Auftreten von Kopfschmerzen,
Dysästhesien und dem Nachweis einer eosinophilen Meningitis eine ZNS-Infektion mit
Larven von Angiostrongylus cantonensis differentialdiagnostisch zu erwägen.