Anamnese: 22-jährige Patientin stellte sich aufgrund eines seit 10 Tagen bestehenden grippalen
Infektes mit Fieber, Kopfschmerzen und akut aufgetretenen Doppelbildern in der Notaufnahme
vor.
Befunde: Bei Aufnahme war sie voll orientiert mit bereits einlaufenden Depersonalisationserleben
und depressiver Stimmung, im neurologischen Status Stauungspapille beidseits.
Blickrichtungsnystagmus beidseits und hochfrequenter feinschlägiger Ruhetremor der
Hände sowie ataktisches Gangbild.
Am Folgetag zunehmende Fehlhandlungen und desorientiert. Am dritten Tag anhaltend
mutistisch, neurologisch nun linksbetontes Pyramidenbahnsyndrom sowie hyperkinetisch
hypotones Syndrom mit athetotischer und dystoner Bewegungsstörung insbesondere der
linken oberen Extremität.
Im Liquor zeigte sich wiederholt eine lymphozytäre Pleozytose mit Dreiklassenreaktion
sowie einem hochpositiven IgM-Antikörperindex (AI) für Borrelien (8,3; 10,1; 3,3).
Borrelienserologie sowie IgG-AI im Liquor negativ. Übrige Erregerdiagnostik viral
und bakteriell im Serum und Liquor negativ.
EEG: leichte Allgemeinveränderung.
Schädel-MRT: Initial ohne pathologischen Befund, bei Kontrolle im T1w hypointenses
Signal symmetrisch im Bereich der Pars interna des Globus pallidus im Übergangsbereich
zu den Thalami.
Therapie und Verlauf: Unter Behandlung mit Ceftriaxon und Aciclovir kam es im weiteren Verlauf mit stationärer
und ambulanter Rehabilitation zu einer allmählichen Rückbildung. Die Patientin war
bei der Nachuntersuchung nach einem Jahr bis auf diskrete kognitive Störungen neurologisch
unauffällig. Der Liquor zeigte noch eine diskrete Schrankenstörung bei normaler Zellzahl
und fehlenden Antikörperindicies für Borrelien.
Zusammenfassend handelt es sich um einen seltenen akuten Verlauf einer Neuroborreliose
mit Encephalitis mit psychiatrischer, psychopathologischer und neurologischer Symptomatik,
die unter rasch einsetzender Behandlung bei Kontrolle nach einem Jahr nahezu folgenlos
ausheilte.