Der Schreibkrampf ist eine aufgabenspezifische fokale Dystonie, bei der die dystonen
Symptome kontextspezifisch während des Schreibens auftreten. In den letzten Jahren
konnte bei Patienten mit Schreibkrampf mithilfe elektrophysiologischer und bildgebender
Verfahren eine abnorme sensomotorische Reorganisation auf kortikaler Ebene nachgewiesen
werden. Untersuchungen mit der transkraniellen Magntestimulation zeigten eine reduzierte
Erregbarkeit inhibitorischer kortikaler Neuronenverbände. Es wird angenommen, dass
die gestörte intrakortikale Hemmung sowohl die sensorische Verarbeitung afferenter
Signale aus der betroffenen Hand als auch die Generierung feiner Bewegungsmuster beeinträchtigt
und somit wesentlich zur Pathophysiologie des Schreibkrampfes beiträgt.
Neuere Untersuchungen legen nahe, dass neben der defizitären Hemmung eine abnorme
„maladaptive“ Plastizität des sensomotorischen Systems eine wesentliche pathophysiologische
Bedeutung zukommt. So zeigen Patienten mit Schreibkrampf eine abnorme Reagibilität
des sensomotorischen Kortex auf eine konditionierende repetitive transkranielle Magnetstimulation.
Aus diesen neurophysiologischen Untersuchungen lässt sich ableiten, dass neurorehabilitative
Konzepte des Schreibkrampfes darauf abzielen sollten, maladaptive plastische Veränderungen
im sensomotorischen System abzubauen und normale Muster der sensomotorischen Verarbeitung
zu stärken. Ein möglicher Ansatz besteht in einer mehrwöchigen Immobilisation der
betroffene Hand („Verlernen“ vorbestehender maladaptive Verarbeitungsmuster) gefolgt
von einem mehrwöchigen motorischen Training um physiologische sensomotorische Verarbeitungsmuster
wieder zu etablieren.