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DOI: 10.1055/s-2005-919154
Irre und Irreseyn - Zur Geschichte der psychiatrischen Fachsprache -
On the History of Taking up the Word “irre” and its Derived Forms into the Nomenclature of German PsychiatryPublication History
Publication Date:
16 February 2006 (online)

Zusammenfassung
Wenn sich im Ablauf der Geschichte das Welt- und Menschenbild verändert, bedarf es in der Regel einer Anpassung der Begrifflichkeit an die neuen Erkenntnisse, um sie verständlich zu fassen und vermittelbar zu machen, ein zumeist verwickeltes, asynchron verlaufendes Geschehen. Davon war die Entwicklung der Psychiatrie als wissenschaftliches Fach und Organ der Krankenversorgung - Teil des geistesgeschichtlichen Wandels um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert - nicht ausgenommen. Noch aus dem Mittelhochdeutschen und frühen Neuhochdeutschen stammende Ausdrücke, zumeist diskriminierenden Charakters, bildeten mit Ableitungen aus der lateinischen Gelehrtensprache und neuen Termini aus aktuellen Theorien zur Erklärung geistig-seelischer Störungen eine verwirrende Vielfalt der Gattungsnamen für psychische Krankheit (Fr. Nasse 1818). Um dem abzuhelfen, setzten im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts Bestrebungen ein, vom Adjektiv bzw. Adverb irre abgeleitete Begriffe, die mit der Bedeutung geistig gestört in der frühen Neuzeit in den Sprachschatz eingegangen waren, zur Benennung von psychischer Krankheit, psychisch Kranken und von Krankheitssymptomen zum Standard zu erheben und sie in entsprechender Weise auf die Elemente des entstehenden Versorgungswesens zu übertragen. Ausdrücklich berief man sich bei dieser Wahl darauf, dass der Ausdruck irre und ihm zugehörige Bezeichnungen nach Ursprung und im zeitgenössischen Verständnis weitgehend vorurteilsfrei seien und damit den Forderungen nach einem humanitären Umgang mit den Kranken entsprächen. Jedoch bedurfte es eines 20-jährigen Klärungsprozesses, bis sie sich als offizielle Nomenklatur des neuen medizinischen Faches Psychiatrie durchgesetzt und für rund 100 Jahre Bestand hatten.
Abstract
At the threshold from the 18th to the 19th century, the development of the psychiatry in Germany - as a subject of science and as a health service - made it necessary to find adequate terms for the new perception of mental illness and people suffering from it. At that time, some more or less discriminating expressions with origins in the medieval or early modern German, some words derived from the Latin language of scientists, and some new terms used in contemporary theories on the explanation of psychic disorder, constituted “eine verwirrende Vielfalt der Gattungsnamen für psychische Krankheit” (a confusing multiplicity of names for mental illness) - (F. Nasse 1818). To make an end to this multiplicity, in the last decade of the 18th century some experts proposed to use terms derived from the word “irre” as standard expressions for illness, symptoms and patients in psychiatry as well as for the new elements of the emerging psychiatric health sector. The word “irre” with the meaning “geistig gestört” (mentally disordered) was part of the German vocabulary since the end of the Middle Ages. According to its advocates, it seemed to be suitable as new standard term, because it was not linked to discriminating prejudices with respect to its origin and to the understanding of that time. Therefore it met the contemporary demand for a more humanitarian behaviour towards ill people. But it took 20 years of discussion and clarification until this nomenclature was accepted in the new subject psychiatry and rested well established for nearly the next 100 years.
Literatur
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- 3 Heinroth J CA. Lehrbuch der Störungen des Seelenlebens oder der Seelenstörungen und ihrer Behandlung. Leipzig: Vogel 1918
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nebst Resultaten von Leichenöffnungen. Übersetzt und mit Beiträgen von Johann Christian
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- 5 Heinroth J CA. Anweisung für angehende Irrenärzte zu richtiger Behandlung ihrer Kranken. Als Anhang
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- 6 Georget E-J. Über die Verrücktheit: ihren Sitz; ihre Zufälle; ihre Ursachen; ihren Gang und ihre
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- 27 Beyschlag S. Die Lieder Neidharts. Darmstadt: Wissenschaftl. Buchgesellschaft 1975
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.
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- 71 Reil J C. Über die Erkenntnis und Cur der Fieber. Bd. 4. Halle: Curt 1799
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- 83 Fabry R. 150 Jahre Westfälisches Landeskrankenhaus Marsberg. In: Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg). Münster: Westfälisches Landeskrankenhaus Marsberg 1964: 1-18
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- 90 Spiske H. Bibliographie zur Geschichte der Anstaltspsychiatrie. Neumünster: K. Wachholtz 1975
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- 93 Schneider P J. Entwurf zu einer Heilmittellehre gegen psychische Krankheiten oder Heilmittel in Beziehung
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- 94 Grimmelshausen H JCV. Der Abenteuerliche Simplicissimus Teutsch. Berlin/Weimar: Aufbau-Verlag 1988
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- 95 Fichtner G. Psychiatrie zur Zeit Hölderlins. Tübingen: Begleittext Ausstellung Univ. Bibliothek 1972
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- 96 Simon H. Aktivere Behandlung in der Irrenanstalt. Berlin: de Gruyter 1929
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- 97 Fischer M. Die Benennung der Krankenhäuser für Geisteskranke. Psych-Neurol-Wschr. 1904; 6 281-284
- 98 Fischer M. Laienwelt und Geisteskranke. Stuttgart: Enke 1903
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- 99 Bleuler E. Lehrbuch der Psychiatrie. Berlin/Göttingen/Heidelberg: Springer 1949
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- 100 Schrenk M. Über den Umgang mit Geisteskranken. Berlin-Heidelberg: Springer 1973
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- 101 Ackerknecht E H. Kurze Geschichte der Psychiatrie. Stuttgart: Enke 1985
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- 102 Hesselberg A K. Die Psychiatrie J. H. F. Autrieths (1772 - 1835). Diss. Tübingen 1981
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- 103 Holstein K. Die Psychiatrie A. K. A. Echenmayers (1768 - 1852). Diss. Frankfurt 1979
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- 104 Gottwald F. „Zum Ver-rücktwerden !?” - Der Versuch der Psychiatrie mit der Anti-Stigmakampagne die Öffentlichkeit zu erreichen. Psychosoziale Umschau. 2003; 18 (3) 10-11
1 Stolidus lat. adj. (vergl. stultus) = dumm, tölpelhaft, töricht, närrisch; stolidus subst. = Dummkopf, Tor, Narr, Geisteskranker, psychisch Kranker.
2 Krage = Kragen, Hals, Kropf; auch Scheltwort für Bauerngecken. Parallelvokabular: toersch = narrenhaft, dumm, dummdreist; toerscher kragen = Narrenhals, toersche knechte = tolle Kerle [27].
3 Delirium (Delir, delirant) leitet sich ab vom lat. Verb. delirare. In seiner ursprünglichen Bedeutung bezeichnet es das Abweichen von der geraden Linie beim Einfurchen des Samens mithilfe eines am Pflug angebrachten Streichbrettes [32]. Im medizinischen Terminus Delirium steckt also das Bild des Abbiegens, des Abirrens des Verstandes vom rechten Wege.
4 Auswahl der geläufigsten Begriffe, deren Übertragung ins Deutsche eher beliebig erfolgte: Wahnsinn, Verrücktheit, Tollheit, Raserei, Tobsucht, Unsinnigkeit, Wahnwitzigkeit, Aberwitzigkeit, Narrheit. Selbst melancholia, in der Regel für Schwermut/Tiefsinn stehend, wurde als Sammelbezeichnung für Wahnvorstellungen benutzt [64].
5 Alienatio mentis: Entfremdung des Verstandes, Geistesabwesenheit, Wahnsinn. Im „Narrenspital” von J. Beer (1681) steht die Wendung, von der menschlichen Vernunft entfernte Gemüter [65]; l'aliénation mentale (Ph. Pinel 1791) = Geistesverirrungen (M. Wagner [66]).
6 Nichts anderes dürfte gemeint gewesen sein, wenn im Mittelalter psychisch Kranke als nicht wohl bei Sinnen seiend und von dem Verstand gekommen [69] genannt wurden. Dem entsprachen die Inhalte der Termini Wahnsinn (wan = leerer, mangelnder Sinn - Verstand), Wahnwitz (leerer, mangelnder Witz - Wissen, Verstand) und Aberwitz (aber = after, falscher Verstand) in ihren Ursprungsbedeutungen.
7 Ein Gedanke, der in der frühen Neuzeit schon vorformuliert wurde. Grimmelshausen (1668): den verruckten Leuten … denen, die die Sinne verloren … ist von ihrem unsinnigen Wahnwitz … wieder zum Verstand zu helfen [94].
Dr. Alexander Veltin
Dürrstraße 15
72070 Tübingen
Email: gua.veltin@t-online.de