B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2005; 21(5): 187
DOI: 10.1055/s-2005-918167
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

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Bewegung, Spiel und Sport in der Kinder- und JugendpsychiatrieG. Hölter
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Publication Date:
24 October 2005 (online)

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

bei der Konzipierung der Weiterqualifikation zum Sporttherapeuten im DVGS wurde Anfang der 1990er-Jahre über eine Spezialisierung in den Bereichen Pädiatrie bzw. Klinische Kinder- und Jugendpsychiatrie diskutiert, dann aber aus unterschiedlichen Gründen nicht weiter verfolgt. Einer der Gründe war, dass sich andere bewegungsorientierte Fachberufe - insbesondere die in der Tradition der Kiphardschen „Psychomotorischen Übungsbehandlung” stehenden Motopäden, Mototherapeuten und Motologen - der Etablierung und Erforschung dieses speziellen Anwendungsgebiets von Bewegung, Spiel und Sport widmen würden.

Aus heutiger Sicht ist dies nur teilweise erfolgt: Bewegung, Spiel und Sport sind heutzutage zwar unter verschiedenen Bezeichnungen in der klinischen Praxis der Kinder- und Jugendpsychiatrie präsent, jedoch gibt es kaum ein spezielles Ausbildungs- und Weiterbildungsprofil für diese Tätigkeit. Folglich findet sich in diesem Bereich eine Vielzahl von Bewegungsfachberufen, die sich - orientiert man sich an dem nicht unwesentlichen Aspekt der Besoldung - insgesamt unter dem Etikett Heil-Hilfsberufe bzw. adjunktive Therapien zusammenfassen lassen. Das berufliche Spektrum reicht dabei von Physio- und Ergotherapeuten über Sporttherapeuten und Lehrer bis zu Heileurythmisten. Entsprechend heterogen ist auch das inhaltliche Angebot (s. Beitrag „Bewegungsdiagnostik und bewegungstherapeutische Professionalisierung in der klinischen Kinder- und Jugendpsychiatrie” in diesem Heft). Zudem werden die Inhalte kaum systematisch evaluiert, sodass heute die Feststellung sicherlich nicht übertrieben ist, dass sich zwar Bewegung, Spiel und Sport in den Institutionen der Kinder- und Jugendpsychiatrie als begleitende Therapiemaßnahme durchgesetzt haben und auch eine gewisse Wertschätzung erfahren, allerdings insgesamt kaum von einer Systematik in Ausbildung, Inhalten und Evaluation gesprochen werden kann. Daher wäre es zu überlegen, ob sich der DVGS hier nicht engagieren und entsprechende Weiterbildungsangebote konzipieren sollte.

Ihr Gerd Hölter

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