Fortschr Neurol Psychiatr 2005; 73 - A62
DOI: 10.1055/s-2005-918148

Hormonersatztherapie bei Frau und Mann – Menopause und Andropause

T Strowitzki 1
  • 1Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen, Universitätsklinikum Heidelberg

Hormonersatztherapie in der Menopause ist in den Blickpunkt der Öffentlichkeit vor allem durch die mögliche Induktion hormonabhängiger Karzinome gelangt. Das durchschnittliche Menopausenalter in Deutschland liegt bei 51 Jahren bei fast 8 Millionen postmenopausalen Frauen. Die wichtigste Indikation für eine Hormonersatztherapie ist die Linderung klimakterischer Beschwerden. Darüber hinaus wirkt sich die Hormontherapie günstig für Knochendichte und möglicherweise auf kardiovaskuläre Faktoren aus.

Beim Mann erfolgt die Insuffizienz der Keimdrüsen schleichend, weshalb die damit assoziierbaren Beschwerden häufig wenig auffallen. Das Bild wird PADAM (partielles Androgendefizit des alternden Mannes) genannt.

Für die Hormonsubstitution der Frau ist eine additive Gestagengabe bei erhaltenem Uterus, zyklisch oder sequentiell, unumgänglich. Außer Östrogenen und Gestagenen kann als synthetisches Sexualhormon noch Tibolon in einer Dosierung von 2,5mg/Tag eingesetzt werden.

Die Wahl des geeignetsten Therapieschemas richtet sich nach Indikation, der gewünschten Darreichungsform, der Einstellung der Patientin zum Fortbestehen zyklischer Blutungen, dem subjektiven Wohlbefinden etc., und nicht nach den Serumöstrogenspiegeln.

Seit der WHI-Studie ist ein möglicher kardioprotektiver Effekt der HRT fraglich. Das Brustkrebsrisiko wird als erhöht dargestellt. Die Million Women Study – allerdings nur als Querschnittsbefragung – hat ebenfalls ein erhöhtes Brustkrebsrisiko ermittelt. Aus Gründen der Patientenselektion und der Studiendesigns sind die Ergebnisse dieser Studien aber sehr umstritten. Die Indikation zur Hormonersatztherapie sollte dennoch jährlich neu geprüft werden.

Für die Männer steht eine hormonelle Substitution in Form von Androgenen zur Verfügung. Vor allem das Prostatakrebsrisiko muss durch PSA-Bestimmung engmaschig kontrolliert werden. Die Datenlage ist im Vergleich zur Hormonsubstitution bei der Frau nur sehr unzureichend.

Zusammenfassend bedarf jede Form der Hormonsubstitution einer klaren Indikation. Das Risikoprofil sollte entgegen der öffentlichen Diskussion nicht überbewertet werden.