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DOI: 10.1055/s-2005-918145
Video-gestützte Mutter-Säuglings-Psychotherapie bei postpartalen Störungen
In diesem Workshop wird der Einsatz der von Downing entwickelten Video-Mikroanalyse-Therapie (VMT) im Rahmen eines stationären, Mutter-Kind-spezifischen interaktionszentrierten Behandlungsprogramms für postpartal erkrankte Frauen vorgestellt.
In der VMT werden aus einer ca. 10-minütigen videographierten Interaktion zwischen Mutter und Kind ein bis zwei kurze Sequenzen ausgewählt. Ein positives Interaktionsmuster wird gemeinsam mit dem Therapeuten betrachtet und analysiert. Der Therapeut erarbeitet mit der Mutter verschiedene konkrete Möglichkeiten, wie sie das zuvor definierte positive Verhalten häufiger umsetzen könnte. Anhand klinischer Beispiele von Mutter-Kind-Interaktionen werden unsere praktischen Erfahrungen beim Einsatz der Therapie vermittelt und unterschiedliche Schwerpunkte in der VMT bei depressiven und psychotischen Frauen diskutiert. Die Vorteile der videomikroanalytischen Techniken zur Behandlung der Mutter-Kind-Beziehung bei psychisch schwer erkrankten Frauen werden präsentiert und Differentialindikationen aufgezeigt. Abschließend wird die Besserung in definierten Therapiefoki anhand mikroanalytischer Interaktionsskalen (über die Mannheimer Beobachtungsskalen zur Beurteilung der Mutter-Kind-Interaktion) dargestellt.
VMT kann mit Erfolg auch in stationären Therapiekontexten zum Einsatz kommen. Durch die Unterstützung wechselseitiger Feedbacks in der Interaktion zwischen Mutter und Kind werden das mütterliche Selbstwertgefühl gestärkt sowie kindliche Affektregulation, Aufmerksamkeit und Selbstwirksamkeit gefördert. Die von uns behandelten Mütter akzeptieren und schätzen die videomikroanalytische Technik als hilfreiches Medium in der Therapie, das einen emotionalen Zugang zur Interaktion mit dem Kind erleichtert und die Therapiemotivation zur positiven Übernahme der Mutterrolle fördert.