Einleitung: Eine Herausforderung für die Psychiatrie stellt die Behandlung schizophren erkrankter
Mütter mit Kleinkindern dar: die langen stationären Behandlungszeiten führen zu langen
Trennungen von Mutter und Kind. Hierdurch kann das Bindungs- und Sozialverhalten des
Kindes nachhaltig negativ beeinflusst werden, besonders in der vulnerablen Phase der
ersten 6 Monate.
Methode: Seit März 2005 existiert im Universitätsklinikum Homburg eine von Erwachsenenpsychiatrie
und Kinder- und Jugendpsychiatrie gemeinsam geführte Mutter-Kind-Station. Behandelt
werden in dieser Einheit sowohl erkrankte Mütter als auch erkrankte Kinder, wobei
im Mittelpunkt der Behandlung das interaktionelle Verhalten steht.
Fallbericht: Berichtet wird über eine 37-jährige Frau mit einer seit 10 Jahren bestehenden schizophrenen
Psychose. Unmittelbar nach Geburt ihres ersten Kindes setzte sie das zuvor eingenommene
Neuroleptikum ab. Dies führte nach wenigen Wochen zu einer schweren Exazerbation der
Erkrankung mit Fremdgefährdung, was eine richterliche Unterbringung erforderlich machte.
Das Kind wurde in einer Pflegefamilie untergebracht. Unter erneuter neuroleptischer
Therapie kam es zu einer Besserung mit zunehmendem Wunsch der Mutter, das Kind wieder
selbst zu versorgen. Nach 4-wöchiger geschützter Behandlung in der Erwachsenenpsychiatrie
wurde sie deshalb mit ihrer 12 Wochen alten Tochter in die MuKi-Abteilung übernommen.
Hier zeigten sich gravierende Defizite in der Betreuung des Kindes. Durch behutsam
dosierte therapeutische Hilfestellung von den professionellen Teams beider Kliniken
und einer dem Krankheitsverlauf angepassten neuroleptischen Therapie kam es zu einer
guten Besserung der schizophrenen Grunderkrankung und zu einer befriedigenden Versorgungsleistung
der Patientin als Mutter.
Diskussion: Durch eine interdisziplinär geführte Mutter-Kind-Station können gegenüber der Regelbehandlung
von Müttern mit Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern wesentliche Vorteile erreicht
werden: zum einen wird die Akzeptanz junger Mütter gegenüber einer langdauernden stationären
Behandlung gesteigert und die damit verbundene Trennung vermieden. Zum anderen kann
durch das frühzeitige intervenieren eine adäquate MuKi-Beziehung ermöglicht und die
Entstehung längerfristiger Bindungsstörungen vermieden werden.