Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2005; 15 - A78
DOI: 10.1055/s-2005-917935

Auswirkungen auf ausgewählte Serumparameter durch neuromuskuläre Elektrostimulation (NMES) der Oberschenkelmuskulatur junger männlicher Sportler – eine Fallserie

C Zöch 1, T Szekeres 1, M Fritzer-Szekeres 1, R Mader 1, MY Keilani 1, V Fialka-Moser 1, R Crevenna 1
  • 1Univ.-Klinik für PMR, AKH Wien, Wien

Fragestellung: Von Gesunden und Patienten wird nach NMES, ebenso wie nach exzentrischer Belastung, häufig über Muskelkater geklagt. Ziel dieser Pilotuntersuchung war es, die Auswirkungen eines Schwellstroms zur Muskelkräftigung auf das Symptom „Muskelschmerz“ und auf ausgewählte Serumparameter während/nach NMES der Oberschenkelmuskulatur muskelstarker Individuen (junger männlicher Sportler) über einen Zeitraum von 96 Stunden zu beschreiben.

Methode: In diese Untersuchung wurden 7 männliche, junge, gesunde Sportler (Alter=27±6, BMI=24±2) eingeschlossen. Im Rahmen der NMES wurde den Probanden über einen Zeitraum von 30 Minuten ein biphasischer Schwellstrom, mit Dreiecksimpulsen (0,3/0,1ms; Impulsdauer: 400µs; Impulspause: 15 ms) und einer Schwelldauer von 3,5s bei einer Schwellpause von 4,5s über Oberflächenelektroden an der Kniestreckmuskulatur beider Beine appliziert. Die Stromstärke wurde dabei bis zur Schmerzgrenze bzw. bis zu einer Intensität von max. 128 mA (maximale Ausgangsstromstärke des Gerätes) gesteigert. Mit dem Ziel der Beschreibung der muskulären Beanspruchung wurde vor (1a), während/nach 15 Minuten Stimulation (2a) und unmittelbar nach (3a) dieser einmaligen 30-minütigen NMES Kniestreckmuskulatur der Parameter Laktat bestimmt. Weiters wurden die Parameter CK, CK-MB, LDH, HBDH, Myoglobin, Troponin, CRP, BKS, Fibrinogen, rotes Blutbild, Differentialblutbild vor (1b), unmittelbar nach (2b), sowie 24 (3b), 48 (4b), 72 (5b) und 96 Stunden (6b) nach der NMES untersucht. Das Symptom „Muskelschmerz“ wurde mittels visueller Analogskala (VAS) zu sämtlichen Messzeitpunkten evaluiert.

Ergebnis: Für die Parameter CK-MB, HBDH, Myoglobin, Troponin, CRP, BKS, Fibrinogen, rotes Blutbild und Differentialblutbild wurden keine signifikanten Veränderungen festgestellt.

Der Serumwert des Laktats stieg zum Messzeitpunkt 2a signifikant (p<0,03) an, fiel zum Messzeitpunkt 3a wieder signifikant (p<0,03) ab. Der Serumparameter LDH war zum Zeitpunkt 2b signifikant erhöht (p<0,05). Für den Serumwert der CK zeigte sich ein schöner Peak mit einer signifikanten Erhöhung zum Zeitpunkt 3b (p<0,02).

Das Symptom „Muskelschmerz“ wurde während der Stimulation am höchsten angegeben (p<0,02). Für den Zeitverlauf nach der Stimulation konnten keine signifikanten Unterschiede erhoben werden.

Diskussion: Die in dieser Pilotuntersuchung erhobenen Veränderungen der Laborwerte stimmen gut mit den in der Literatur für Muskelkater nach exzentrischer Belastung angegebenen Daten überein. Das Symptom „Muskelschmerz“ wurde naturgemäß während der Stimulation von den Probanden stark wahrgenommen, wogegen ein richtiger „Muskelkater“ 24 Stunden nach Stimulation allerdings nicht angegeben wurde. Künftige Untersuchungen sollten größere Kollektive, auch Patienten mit diversen Krankheitsbildern, einschließen und unter Verwendung unterschiedlicher Stromprotokolle erfolgen.