Fragestellung: Die Progressive Supranukleäre Blickparese (PSP) ist eine progressive, neurodegenerative
Erkrankung aus dem Parkinson-Plus-Spektrum. Im Verlauf der PSP kann es zum vollständigen
Verlust aller gewohnten Kommunikationsformen kommen: Sprechen, Schreiben, Mimik, Gestik
und die Blickkommunikation werden immer stärker eingeschränkt. Nach dem ICF-Modell
der WHO stellen Aktivitäten (activities) und Teilhabe (participation) zentrale Aspekte
der Rehabilitation dar. Beide Aspekte sind eng an die Möglichkeit zu kommunizieren
geknüpft. Der Erhalt und die Stabilisierung der kommunikativen Möglichkeiten sollte
demnach Teil der PSP-Therapie sein. Das vorliegende Projekt sollte klären, wie Menschen
mit PSP die Einschränkung ihrer Kommunikationsfähigkeit subjektiv erleben und ob bzw.
wie Möglichkeiten zum Erhalt der Kommunikationsfähigkeit derzeit in der PSP-Therapie
umgesetzt werden.
Methode: In einer Fragebogenstudie wurden an PSP erkrankte Menschen aus allen Teilen Deutschlands
zu ihren Kommunikationsmöglichkeiten (Sprechen, Sprache, Schreiben) und therapeutischen
Maßnahmen zum Erhalt der Kommunikationsfähigkeit (logopädische Therapie, Kommunikationshilfen)
befragt. Erfragt wurde auch die Auswirkung der Kommunikationseinschränkungen auf die
Lebensqualität.
Ergebnis: Alle Befragten (N=21, Rücklauf 78%) berichteten über Einschränkungen in der mündlichen
und der schriftlichen Kommunikation, wobei 90% „sehr bedrückt oder verärgert“ über
ihre verringerten Kommunikationsmöglichkeiten waren. Obwohl 90% der Befragten subjektiv
über Aussprachestörungen berichteten, erhalten nur zwei Drittel (14) der Befragten
logopädische Therapie. Keine der befragten Personen nutzte zum Befragungszeitpunkt
Kommunikationshilfen, aber 42% wollten sich sofort mit Kommunikationshilfen versorgen
lassen. 70% der Befragten wollten mehr über Kommunikationshilfen erfahren.
Diskussion: Der Bedarf an Information über Kommunikationshilfen und der Wunsch nach Versorgung
mit entsprechenden Möglichkeiten zeigt, dass der Erhalt der Kommunikationsmöglichkeiten
für Menschen mit PSP derzeit noch nicht optimal in die Therapie integriert ist. Konzepte,
die z.B. die medizinische oder die Dysarthrietherapie mit der Anbahnung alternativer
Kommunikationsformen verknüpfen, müssen entwickelt und erprobt werden. Dazu bedarf
es der interdisziplinären Zusammenarbeit von medizinischem und therapeutischem Personal.