Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2005; 15 - A42
DOI: 10.1055/s-2005-917900

Implementierungsprozess und Unterstützungsbedarf bei der Einführung des Gesundheitstrainingsprogramms der BfA in 434 klinischen Rehabilitationseinrichtungen

S Mühlig 1, A Reinecke 1, U Worringen 1
  • 1Professur Klinische Psychologie TU Chemnitz, Chemnitz

Fragestellung: Obwohl Patiententrainings eine zentrale Komponente medizinischer Rehabilitation bilden, werden in der Versorgungspraxis häufig wissenschaftlich ungeprüfte und unstrukturierte Schulungen eingesetzt oder standardisierte Programme in abgewandelter und uneinheitlicher Form angewandt. Zwecks verbesserter Qualitätssicherung (Evidenzbasierung, Standardisierung und Manualisierung) in diesem Bereich entwickelte der Arbeitskreis ‘Gesundheitstraining' der BfA 19 Curricula für sieben Indikationsbereiche, die den BfA-belegten Rehabilitationseinrichtungen zur Verfügung gestellt wurden. Ziel der vorgestellten Studie war die Untersuchung, ob und in welchem Umfang die Kliniken die neuen Programmkonzepte und Materialien in der Alltagsroutine tatsächlich umsetzen, welche Barrieren bei der Implementierung auftreten und welchen Unterstützungsbedarf die Kliniken dabei artikulieren.

Methode: Es wurde eine Totalerhebung aller 434 BfA-belegten Kliniken der Indikationsgebiete Orthopädie, Kardiologie, Innere Medizin, Onkologie, Rheumatologie, Pneumologie und Dermatologie durchgeführt (Ausschöpfungsquote >80%). Mittels modularisiertem Fragebögen wurden dabei a) die Strukturmerkmale der Klinik sowie b) die Prozessqualität in Bezug auf die bisherige Patiententrainingspraxis, c) hinsichtlich der Implementierung und Bewertung der BfA-Curricula und d) des Bedarfes an Unterstützung bei der Einführung des Programms über Gesundheitstrainer verschiedener Berufsgruppen erfasst.

Ergebnis: In zwei Drittel der befragten Einrichtungen wurde das Programm unmittelbar rezipiert und den zuständigen Mitarbeitern weiter geleitet. In jeder zweiten Reha-Institution wurde es darüber hinaus im Team diskutiert und die Implementierung eingeleitet. Jede fünfte Einrichtung hatte zum Befragungszeitpunkt noch keine Implementierungsvorbereitungen getroffen. Fast ¾ aller Einrichtungen äußerten Unterstützungsbedarf bei der Einführung des neuen Programm. Als potentiell besonders hilfreich wurden Workshops zur Umsetzung der Curricula, didaktische Fortbildungen und Train-the-Trainer-Seminare, Hospitationsmöglichkeiten sowie die Bereitstellung von Patienteninformationsbroschüren und umfangreichen Materialien angegeben.

Diskussion: Die Ergebnisse liefern konkrete Daten über die Patiententrainingspraxis in der Alltagsroutine sowie zu der Frage, welche Aspekte bei zukünftigen umfassenderen Veränderungen in Kliniken zu berücksichtigen sind, um die geplante Umsetzung möglichst erfolgreich und komplikationsfrei zu gestalten. Darüber hinaus indizieren die Ergebnisse einen großen Bedarf an Weiterbildung zur Routinisierung von Patiententrainings in Rehabilitationseinrichtungen.