Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2005; 15 - A32
DOI: 10.1055/s-2005-917890

Ergebnisse einer berufsspezifischen Rehabilitation im Rahmen einer engen Verzahnung zwischen Werks- und Betriebsärzten mit Rehabilitationsärzten

W Kühn 1, E Knülle 1, HM Schian 1, M Schöttler 1
  • 1Lahntalklinik Nassau, Nassau

Fragestellung: Durch eine enge Verzahnung zwischen Werks- und Betriebsärzten der Firma Ford in Köln und den Rehabilitationsärzten der Lahntalklinik in Nassau werden die Effekte einer intensiven kooperativen Zusammenarbeit beobachtet und andererseits durch eine detaillierte Kenntnis des einzelnen Arbeitsplatzes die berufsspezifische Rehabilitation erst ermöglicht und optimiert.

Methode: Mithilfe eines Profilvergleichsverfahrens, IMBA, werden bei der Firma Ford in Köln alle Arbeitsplätze im Sinne eines Anforderungsprofils analysiert. Diese Daten werden in einem Online-Verfahren an die Rehabilitationsklinik übertragen, so dass der Rehabilitationsmediziner Detailkenntnisse über die Belastungen am Arbeitsplatz erfährt. Dies stellt die erste erhebliche Erleichterung bei der Arbeitplatzanamnese dar. Der Zugang des Patienten zur Rehabilitation ist dabei ohne Bedeutung, die Rehabilitationsmaßnahme kann einerseits durch den Werksarzt selbst initiiert werden, der gesundheitliche Defizite oder Überforderungsprobleme bei Patienten erkannt hat, sie kann aber ebenso durch niedergelassene Ärzte oder durch den MDK initiiert werden. In Kenntnis der Arbeitsplatzanforderungen und in Kenntnis des Gesundheitszustandes des Rehabilitanden zum Zeitpunkt der Aufnahme in der Rehabilitationsklinik werden die Ressourcen der Klinik halbiert, hälftig werden sie nach rein medizinischen Gesichtspunkten wie bisher üblich eingesetzt. Die zweite Hälfte orientiert sich an dem Anforderungsprofil der Tätigkeit des Rehabilitanden. Hälftig werden arbeitsplatz-, bzw. berufsspezifische Maßnahmen durchgeführt um hier das Fähigkeitsprofil des Patienten zu verändern. Zu Beginn der Rehabilitationsmaßnahme wird ein Fähigkeitsprofil nach IMBA des Pat. erstellt, Defizite werden damit analysiert und das therapeutische Programm zielt darauf ab, das Fähigkeitsprofil des Patienten dahingehend zu verändern, dass er seine Tätigkeit wieder ausüben kann. Zum Abschluss der Rehabilitationsmaßnahme wird ein erneutes Fähigkeitsprofil des Patienten erstellt, dieses wird online an den Werksarzt übertragen, so dass dieser die Möglichkeit hat, den Patienten wieder an seinem alten Arbeitsplatz einzusetzen, den Patienten auf einen anderen Arbeitsplatz umzusetzen, der vom Anforderungsprofil dem Fähigkeitsprofil entspricht. Dies eröffnet ebenso die Möglichkeit bestimmten Arbeitnehmern mit einem veränderten Leistungsvermögen (z.B. der über 50-jährigen Mitarbeiter) einen entsprechenden Arbeitsplatz zuzuordnen.

Ergebnis: In den Jahren 2003 bis 2005 wurden 121 Rehabilitanden der Firma Ford in der Lahntalklinik Nassau behandelt, mit einem Profilvergleichsverfahren analysiert und berufsspezifisch rehabilitiert. 60% der Rehabilitanden waren bei Aufnahme in der Lahntalklinik arbeitsfähig, 40% waren arbeitsunfähig. Lediglich 20% der arbeitsunfähigen Patienten wurden weiterhin arbeitsunfähig, 40% der arbeitsunfähigen Patienten wurden sofort arbeitsfähig entlassen. Von den 20% der arbeitsunfähig entlassenen Patienten konnte die Hälfte – also insgesamt 10% – durch die Zuteilung eines neuen Arbeitsplatzes wieder ins Erwerbsleben integriert werden und sind zum jetzigen Zeitpunkt nach wie vor arbeitsfähig. 20% der Patienten wurden stufenweise erfolgreich eingegliedert nach dem Homburger Modell, 10% wurden wegen einer anderen Erkrankung befristet arbeitsunfähig entlassen, sind aber zum jetzigen Zeitpunkt wieder arbeitsfähig. Durch eine enge Verzahnung erfolgt eine Rückmeldung des Rehabilitationserfolges an die Klinik und eine langfristige Beobachtung.

Diskussion: Durch eine enge Verzahnung zwischen Werks- und Betriebsärzten sowie Rehabilitationsärzten auf einer vertrauensvollen kooperativen Basis lassen sich im Vergleich zu herkömmlichen Konzepten wesentlich bessere Rehabilitationserfolge erzielen.

  • Ein Profilvergleichsverfahren (IMBA) mit Abgleichen des Fähigkeits- und Anforderungsprofils schafft die Möglichkeit einer fähigkeitsorientierten Zuweisung eines entsprechenden Arbeitsplatzes für den Rehabilitanden und für den leistungsgewandelten Mitarbeiter.

  • Durch die Kenntnis des Anforderungsprofils des Arbeitsplatzes lassen sich berufsspezifische Rehabilitationsmaßnahmen durchführen und damit das Fähigkeitsprofil verbessern.

  • Durch die langfristige Beobachtung der Mitarbeiter lassen sich Rehabilitationserfolge messen und Risikofaktoren identifizieren.