Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2005; 15 - A20
DOI: 10.1055/s-2005-917878

Laufbandtherapie bei Patienten mit erworbenen Hirnschäden – Ergebnisverbesserung durch die Einführung von Auswahlkriterien

B Herterich 1, D Steube 1, K Ückert 1
  • 1Neurologische Klinik Bad Neustadt, Bad Neustadt/Saale

Fragestellung: Die Laufbandtherapie (LBT) hat sich zur Verbesserung der Gehfähigkeit auch bei Patienten mit erworbenen Hirnschäden etabliert [2, 3, 4, 5, 6]. Es wird die Hypothese aufgestellt, dass durch die Einführung von Auswahlkriterien die Effektivität der Laufbandtherapie gesteigert werden kann. Gleichzeitig wird geprüft, ob sich das Ergebnis in der Disability-Beurteilung wiederspiegelt.

Methode: Die erste Patientengruppe (n=25) wurde nach dem Zufallsprinzip für die LBT ausgewählt. In einer zweiten Patientengruppe (n=33) galten als Einschlusskriterien ein FAC-Wert von 0–2 (Gehunfähigkeit), als motorische Voraussetzung freier Sitz, palpierbare Muskelfunktion der Hüftgelenksextensoren und -abduktoren sowie der Knieextensoren im betroffenen Bein, eine ausreichende Kooperation, Motivation und Vigilität, eine Mindestbehandlungsdauer von 4 Wochen und Fehlen von gangrelevanten Kontrakturen. Nach Abschluss dieser Untersuchungsserie wurde eine weitere Patientengruppe (n=30) mit oben genannten Einschlusskriterien bewertet, um die Ergebnisse der vorangegangenen Untersuchung zu überprüfen.

Ergebnis: Die Gehfähigkeit – ermittelt durch die FAC-Skala – verbesserte sich von 68% (Gruppe 1) auf 82% (Gruppe 2), die selbständige Gehfähigkeit ohne Hilfsmittel von 20% auf 45%. Die anschließend durchgeführte Untersuchung mit einer weiteren Patientengruppe bestätigten den Trend: eine Verbesserung der Gehfähigkeit (FAC-Skala) erreichten 87% der Patienten, die selbständige Gehfähigkeit ohne Hilfsmittel 60% der Patienten.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass Patienten mit erworbenen Hirnschäden von der LBT profitieren. Die Verbesserung der Ergebnisse durch die zwei Patientengruppen, bei denen die Auswahlkriterien herangezogen wurden, sprechen für die Einführung von Auswahlkriterien (1, 2). Eventuell könnte ein additives Aufmerksamkeitstraining oder unterstützende medikamentöse Therapieansätze weitere Ergebnisverbesserungen bewirken.

Literatur:

1 Herterich B, Steube D, Hanf K. Laufbandtherapie bei Patienten mit erworbenen Hirnschäden – Ergebnisverbesserung durch Einführung von Auswahlkriterien. Neurol Rehabil 2002; 8 (2): 88–92

2 Herterich B, Steube D, Bühner M. Laufbandtherapie bei Patienten nach ischämischem Hirninfarkt. Rehabilitation 2004; 43: 137–141

3 Hesse S. Treadmill training with partial body weight support in hemiparetic patients – Further research needed. Neurorehabilitation and Neural repair 1999; 13 (3): 179–181

4 Hesse S, Konrad M, Uhlenbrock D. Treadmill walking with partial body weight support versus floor walking in hemiparetic subjects. Arch Phys Med Rehabil 1999; 80 (4): 421–427

5 Scheidtmann K, Brunner H, Müller F, Weinandy-Trapp M, Wulff D, König E. Sequenzeffekte der Laufbandtherapie. Neurol Rehabil 1999; 5 (4): 198–202

6 Visitin M, Barbeau H, Bitensky N, Mayo N. A new approach to retrain gait in stroke patients through body weight support and treatmill stimulation. Stroke 1998; 29: 1122–1128