Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2005; 15 - A19
DOI: 10.1055/s-2005-917877

Verlaufsbeobachtung zur Anwendung von Botulinum Toxin A in der Behandlung chronischer Spastizität der oberen Extremität – Case Report

M Herceg 1, O Schuhfried 1, T Paternostro-Sluga 1
  • 1Univ. Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation, AKH Wien, Wien

Fragestellung: Das Neurotoxin Botulinum Toxin A hat sich zur pharmakologischen Behandlung fokaler Spastizität bewährt. Durch eine reversible Hemmung der Ausschüttung von Acetylcholin an der motorischen Endplatte kommt es zu einer dosisabhängigen Parese der behandelten Muskulatur und somit zu einer Tonusreduktion. Dies kann zu einer Verbesserung von Funktion, ADL und Pflege beitragen.

Wir beschreiben den Fall einer Patientin mit chronischer Spastizität der rechten oberen Extremität, die über mittlerweile 3 Jahre mit Botulinum Toxin A zur Tonusreduktion behandelt wird. Weiters soll der Frage nachgegangen werden welche Faktoren als prädiktiv für die Effektivität der Behandlung gelten können.

Methode: Fall: 68 jährige Patientin mit spastischer Hemiparese rechts und expressiver Aphasie nach ischämischem Insult 1992.

Hauptproblem: Ausgeprägte Tonuserhöhung der Handgelenks- und Fingerbeuger. Weder Kraft noch Funktion in der rechten oberen Extremität.

Therapieziel: Angestrebt wurde eine Pflegeerleichterung, da durch die ausgeprägte Spastizität der Handgelenks- und Fingerbeuger die Pflege der Handinnenfläche kaum möglich war: Auch das Anlegen einer Lagerungsschiene gestaltet sich sehr schwierig.

Behandlungszeitraum: Anfang 2003 bis heute mit insgesamt 6 Behandlungen mit Botulinum Toxin A.

Methodik: Intramuskuläre, EMG kontrollierte Injektion von Botulinum Toxin A. Beurteilung des Muskeltonus der Handgelenksbeuger (HG-Flex), der oberflächlichen und tiefen Fingerbeuger (FDS, FDP) sowie des M. Pronator teres (Pron) mittels modifizierter Ashworth Skala (MAS 0–4).

Ergebnis: Der Tonus nach BTX-A-Injektion sank von durchschnittlich MAS 3,5 (HG-Flex, FDS, Pron) und MAS 3 (FDP) in einem Zeitraum von im Durchschnitt 7 Wochen auf durchschnittlich MAS 0,5 (FDP), MAS 1 (FDS) bzw. MAS 1,5 (HG-Flex, Pron). Die maximale Tonusreduktion wurde für die HG-Flex 8 Wochen nach der 1. Injektionssitzung, für den FDS 10 Wochen nach der 1. Injektionssitzung, für den FDP 7 Wochen nach der 5. Injektionssitzung und für den Pron nach 12 Wochen der 4. Injektionssitzung erreicht.

Diskussion: Ingesamt konnte eine bleibende Verbesserung des Therapieziels erreicht werden. Eine Verbesserung der Funktion konnte nicht erzielt werden, jedoch war es der Patientin möglich die Lagerungsschiene zum Teil selbst anzulegen. Der klinische Effekt der Behandlung unterlag Schwankungen trotz weitgehend gleicher Injektionsdosis.