Paravasate von Zytostatika können in der Folge schwere Weichteildefekte verursachen,
welche plastisch-chirurgische Maßnahmen zur Begrenzung des Gewebsdefektes und dessen
Verschluss notwendig machen. Die Häufigkeit von Paravasaten wird in der Literatur
mit 2–5% angegeben. Wir berichten von 9 komplexen Fällen, die im Zeitraum von März
2002 bis März 2005 interdisziplinär behandelt wurden und bei denen plastisch-chirurgischer
Verfahren zum Einsatz kamen. Auf zellulärer Ebene werden 6 Schädigungsmechanismen
(osmotisch, direkt zelltoxisch, ischämisch, mechanisch, allergisch und infektiös)
unterschieden, welche in der Folge ausgedehnte Nekrosen verursachen können. Die Soforttherapie
mit Entfernung des Extravasates, ggf. Hochlagerung der Extremität, Kühlung und Applikation
eines möglichen Antidots grenzt sich von der Spättherapie der Folgeschäden durch radikales
Debridment und der Defektdeckung ab. Als potentielles Antidot in der Soforttherapie
stehen DMSO, Na- Thiosulfat und Hyaluronidase in Abhängigkeit vom jeweiligen Chemotherapeutikum
zur Verfügung.
In Abhängigkeit von der Größe und Lokalisation des resultierenden Gewebsdefektes,
eventuell freiliegender Strukturen wie Sehnen, Gefäße und Nerven können Hauttransplantationen,
gestielte oder freie Lappenplastiken zum Defektverschluss notwendig sein. Die Therapie
eines Paravasates erfordert die interdisziplinäre Zusammenarbeit des jeweiligen Gynäkologen,
Onkologen und Plastischen Chirurgen.
Die Planung und Durchführung des operativen Vorgehens wird anhand von charakteristischen
Fallbeispielen demonstriert.