Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2005; 2 - A98
DOI: 10.1055/s-2005-917767

Gestagene kombiniert mit stromalen Wachstumsfaktoren: Einfluss auf die Proliferation von humanen benignen und malignen Brustepithelzellen

E Krämer 1, H Seeger 1, D Wallwiener 1, AO Mueck 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Tübingen, Schwerpunkt für Endokrinologie und Menopause, Tübingen, Deutschland

Zielsetzung: Nach dem Ergebnis der Women's Health Initiative und neun weiterer epidemiologischer Studien bewirkt die Estrogen/Gestagen-Therapie eine stärkere Risikoerhöhung von Brustkrebs im Vergleich zur Estrogen-Monotherapie. Unklar ist, ob ein Gestagen-Klasseneffekt besteht. Stromale mitogene Wachstumsfaktoren regulieren das Wachstum von Brustepithelzellen. Gestageneffekte auf solche Faktoren und die Auswirkung auf Brustzellproliferationen wurden bislang nur wenig untersucht.

Materialien und Methoden: Getestet wurde die Wirkung von Progesteron (P), Medroxyprogesteronacetat (MPA) sowie Norethisteron (NET) in Gegenwart der Wachstumsfaktoren (GFs) EGF, FGF und IGF-I. MCF10A (humane epitheliale, Estrogen- und Progesteronrezeptor negative, normale Brustzellen) und HCC1500 (humane Estrogen- und Progesteronrezeptor positive primäre Brustkrebszellen) wurden mit den Gestagenen im Konzentrationsbereich von 10–10 bis 10–6 M und GFs in einer Konzentration von 10–12 M für 7 Tage inkubiert. Die Zellproliferation wurde mittels ATP-assay bestimmt.

Ergebnisse: P und NET hatten keinen signifikanten Effekt auf die Proliferation von MCF10A-Zellen im Vergleich zur GF-induzierten Stimulation. Demgegenüber fand sich unter MPA eine Zunahme der Proliferation. Bei den HCC 1500 Zellen zeigte sich jedoch für NET eine Stimulation im Vergleich zu GFs alleine und mit MPA eine Inhibierung der Proliferation. Die Gestageneffekte waren allerdings jeweils nur für die beiden höchsten Konzentrationen signifikant. P hatte einen neutralen Effekt.

Zusammenfassung: Unsere Ergebnisse weisen daraufhin, dass Gestagene unterschiedlich auf benigne und maligne Brustepithelzellen in Gegenwart von Wachstumsfaktoren wirken können. Stromale Effekte der Gestagene könnten die Risikoerhöhung für Brustkrebs unter kombinierter Hormontherapie erklären.