Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2005; 2 - A61
DOI: 10.1055/s-2005-917730

Genetische Beratung – Chance für nicht Betroffene?

S Glück 1, A Wenger 2
  • 1Salzburger Landskliniken, Universitätsklinik für Spezielle Gynäkologie, Salzburg, Österreich
  • 2Salzburger Landeskliniken, Sonderauftrag für Psychosomatische Medizin, Salzburg, Österreich

Im Rahmen der Genetischen Beratung für Brust- und Eierstockkrebs an der Universitätsklinik für Spezielle Gynäkologie der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg wurden seit der Gründung der Ambulanz 1999 in Zusammenarbeit mit der Psychosomatischen Abteilung 150 Patientinnen betreut.

Es kristallisierte sich eine Gruppe von Patientinnen heraus, die uns aufsuchte, weil in ihrer Familie die Erkrankung oder der Tod eines Angehörigen vorlag, ohne dass eine Häufung an Krebserkrankungen zu finden war. Diese Frauen führten dennoch ein ängstliches Vorsorgeprogramm durch, da sie dieses Ereignis als traumatisch erlebt hatten.

Die Anamnese dieser Patientinnen erfüllte die Kriterien zur molekulargenetischen Abklärung nicht. Die Konfrontation mit einer Erkrankung oder dem Tod eines Angehörigen lag jahrelang zurück. Eine mangelhafte psychische Verarbeitung führte zu einer verzögerten posttraumatischen Belastungsstörung. Schlüsselreize waren die Entwicklung einer Mastopathie oder eine funktionelle Zyklusstörung. Massive Brustkrebsängste, Konzentrationsstörungen, Albträume lagen vor.

Die genetische Beratung bietet die Möglichkeit, posttraumatische Belastungsstörungen zu erfahren und hilft bei der Verarbeitung von Krankheit oder Tod eines Angehörigen durch Stammbaumanalyse und Risikoberechnung. Die genetische Beratung trägt wesentlich zur Entängstigung dieser Patientengruppe bei