Zielsetzung: Adjuvante Therapien zielen auf die Elimination einer minimalen Resterkrankung (MRD),
wie sie durch das Vorhandensein disseminierter, okkulter Tumorzellen (OTC) im Knochenmark
zum Zeitpunkt der Primärtherapie nachgewiesen werden kann. Das Vorhandensein von OTCs,
die vielfach bereits in frühen Stadien einer Mammakarzinomerkrankung vorhanden sind,
ist mit verringerten krankheitsfreien- und Gesamtüberleben assoziiert. Unklar ist,
inwieweit eine Chemotherapie OTCs zu eliminieren vermag.
Materialien und Methoden: Knochenmark wurde intraoperativ von Patientinnen mit lokal begrenzter Mammakarzinomerkrankung
gewonnen und immuncytochemisch auf das Vorhandensein von OTCs untersucht. Mittels
matched-pair Analyse wurden 34 Patientinnen nach neoadjuvanter Chemotherapie sowie
34 Patientinnen mit vergleichbarem Stadium und Alter ohne vorausgehende neoadjuvante
Chemotherapie miteinander verglichen.
Ergebnisse: Bei 23 von 34 neoadjuvant behandelten Patientinnen ließen sich OTSc nachweisen vergleichen
mit 13 von 34 Patientinnen ohne vorausgehende Chemotherapie. Beide Patientinnenkollektive
unterschieden sich nicht hinsichtlich Stadieneinteilung, Alter oder Knochenmarksstatus.
Bei 2 Patientinnen, die neoadjuvant Trastuzumab erhielten, waren keine OTCs nachweisbar.
Zusammenfassung: Der Knochenmarksstatus von Mammakarzinompatientinnen, der hochsignifikant mit Gesamt-
und metastasenfreiem Überleben korreliert, erscheint durch eine neoadjuvante Chemotherapie
nicht günstig verändert zu werden. Dies stützt die These der tumor cell dormancy.
Patientinnen mit minimaler Resterkrankung könnten daher von zusätzlichen targeted
therapies profitieren, die gezielt gegen Oberflächenmolekühle auf OTCs gerichtet sind.