Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2005; 2 - A55
DOI: 10.1055/s-2005-917724

Praxisorientiertes Kommunikationstraining für onkologisch tätige Ärzte – Breaking bad news nach dem SPIKES-Protokoll

A Gaisser 1, P Schmid 2, A Marmé 3, K Possinger 2
  • 1Deutsches Krebsforschungszentrum, KID, Heidelberg, Deutschland
  • 2Charité Mitte, II. Medizinische Klinik, Berlin, Deutschland
  • 3Universitätsklinikum Tübingen, Frauenklinik, Tübingen, Deutschland

Hintergrund: Arzt-Patient-Gespräche in der Onkologie erfordern besondere kommunikative Kompetenz, die sich belegtermaßen durch problemorientiertes Training lernen und verbessern lässt. Effektive Kommunikation fördert Coping und Patientenzufriedenheit.

Methoden: Ein in Adaption des validierten US-amerikanischen Konzepts Oncotalk™ entwickeltes übungszentriertes Kommunikationstraining wurde mit 19 Ärzten in der gynäkologischen Weiterbildung als Teil des Kursprogramms „Psychosomatische Grundversorgung“ durchgeführt. Schwerpunkt der beiden 1 1/2-tägigen Workshops ist die praktische Übung in Rollenspielen in Kleingruppen nach dem SPIKES-Protokoll, einem Leitfaden durch schwierige Gespräche (Buckman R, Baile WF 1998). Die Rolle simulierter Patienten übernehmen professionelle Schauspieler. Die Evaluation erfolgte mit Fragebogen vor dem Kurs, direkt danach sowie 4 Wochen später mit Selbstratings zu Kommunikationsfähigkeit in verschiedenen Gesprächsituationen, Bewertung von Workshop-Konzept, Inhalten, Durchführung und Praxisrelevanz.

Ergebnisse: Die kommunikative Sicherheit variierte vor dem Kurs auf einer 10-Punkte-Skala von 1 bis 10 (10=sehr sicher) von median 9 etwa für die Diagnosemitteilung bei günstiger Prognose bis median 6 etwa für Gespräche am Übergang zur Palliation. Als besonders schwierig wurde der Umgang mit zornigen, fordernden, falsch vorinformierten und verleugnenden Patienten eingestuft. Die Kursbeurteilung war nach allen Kriterien sehr gut (median 9–10), mit Höchstwertung für die Rollenspiele mit Schauspielern als simulierte Patienten (median 10). Die Follow-up-Befragung zur Selbsteinschätzung zeigte Zunahme der Sicherheit um median 1 Punkt, andererseits kritischere Selbstwahrnehmung bei „einfachen“ Themen.

Zusammenfassung: Die Workshops wurden durchweg als relevant für die klinische Praxis beurteilt, mit besonders hoher Bewertung des praktischen Lernens in realitätsnahen Rollenspielen und durch Feedback in der Kleingruppe. Das SPIKES-Protokoll ist leicht anwendbar und hilfreich für die Gesprächsstrukturierung.