Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2005; 2 - A50
DOI: 10.1055/s-2005-917719

Lymphoplasmazelluläre Mastitis imitiert Mammakarzinom in der Bildgebung

H Frese 1, K Schulz 1, G Köhler 1, G Schwesinger 2, A Schimming 3, K Bobermien 1, H Heyer 1, R Ohlinger 1
  • 1Universitätsfrauenklinik, Greifswald, Deutschland
  • 2Institut für Pathologie, Greifswald, Deutschland
  • 3Institut für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie

Es ist bekannt, dass in der Bildgebung die granulomatöse Mastitis ein Mammakarzinom vortäuschen kann. Bisher gibt es wenig Literatur darüber, dass eine Plasmazelluläre Mastitis das Bild eines Mammakarzinomes verursachen kann.

Es wird über eine 69-jährige Patientin berichtet, die bei uns unter dem mammografischen Verdacht auf ein multizentrisches non-palpables Mammakarzinom links (2 Herdbefunde, BI-RADS 5) sowie mit einem unklarem mammografischen Herdbefund rechts (BI-RADS 3) und Mamillenekzem vorgestellt wurde. Zusätzlich bestand bei Rückenbeschwerden im MRT der dringende Verdacht auf ossäre Metastasen. Mammasonografisch zeigten sich alle drei Befunde unklar, eher maligne (BI-RADS 4), so dass sich zur Stanzbiopsie entschlossen wurde. Nach Stanzbiopsie bestand histologisch zunächst beidseits der Verdacht auf ein solides invasives Karzinom, links multizentrisch. Dies konnte erst durch immunhistochemische Untersuchungen (Hormonrezeptoren, MIB I, MNF 116) ausgeschlossen werden. Es wurde die Diagnose plasmazelluläre Entzündung gestellt. Aufgrund der Diskrepanz zwischen dem histologischem Befund und den Ergebnissen der Bildgebung sowie unauffälligen Entzündungsparametern wurde sich zur Mamma-DE nach sonografischer Markierung entschlossen. Diese bestätigten die Diagnose plasmazelluläre Mastitis mit Abszedierung.

Die plasmazelluläre Mastitis ist eine seltene Entität der Mastitis über deren Diagnostik es nur wenig Literatur gibt. Hauptelemente sind erweiterte Milchgänge, periduktale Entzündung und Nippel-Retraktion. Die Pathogenese ist derzeit nicht geklärt, Auto-Immun-Erkrankungen werden diskutiert. Als Therapie gilt die großzügige Exzision, um Rezidive und Fistelbildungen zu verhindern. Es zeigt sich die Bedeutung der präoperativen Diagnostik und histologischen Sicherung aller Herdbefunde bei Karzinomverdacht. Im vorgestellten Falle hätte man aufgrund der Mammographie, der Mammasonographie und den primären Stanzbiopsien geneigt seien können unter dem Verdacht auf ein multizentrisches Karzinom, eine Mastektomie durchzuführen.