Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2005; 2 - A14
DOI: 10.1055/s-2005-917683

Inzidenz disseminierter Tumorzellen im Knochenmark nach neoadjuvanter Therapie beim Mammakarzinom

S Becker 1, T Fehm 1, D Wallwiener 1, EF Solomayer 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik, Tübingen, Deutschland

Zielsetzung:

Der Nachweis disseminierter Tumorzellen im Knochenmark von Brustkrebspatientinnen ist ein unabhängiger Prognosefaktor für das Gesamtüberleben. Persistenz dieser mikrodisseminierten Zellen nach adjuvanter Chemotherapie ist ein zusätzlicher schlechter Prognosefaktor. Die Effektivität neoadjuvanter systemischer Therapieschemata auf diese Zellen ist daher von besonderem Interesse.

Methoden:

70 Patientinnen erhielten nach neoadjuvanter systemischer Therapie zum Zeitpunkt der Primäroperation eine Knochenmarksentnahme zur Tumorzellsuche. Der Nachweis von disseminierten Tumorzellen im Knochenmark wurde per Immunzytochemie erbracht. Klinische Daten der Patientinnen wurden gesammelt und analysiert. Eine Gruppe von Patientinnen, welche nach konservativem Therapieschema behandelt wurden, diente als Vergleichsgruppe.

Ergebnisse:

Zum Zeitpunkt der Primäroperation und nach neo-adjuvanter Chemotherapie waren 33/70 Patientinnen im KM CK-positiv (47%). In Hinblick auf die Form der Neoadjuvanz hatten 29/58 (50%) Pat. nach Chemotherapie und 4/12 (33%) Pat. nach Hormontherapie CK+ Zellen im KM. Die Tumor-Response auf Chemo/Hormontherapie in Zusammenhang mit der CK-Positivitätsrate im KM wurde analysiert und ergab keinen signifikanten Unterschied bei Vergleich mit der Kontrollgrupe.

Schlussfolgerung:

Die Inzidenz von Zytokeratin positiven Zellen im Knochenmark nach neoadjuvanter systemischer Therapie ist hoch. Neoadjuvanz scheint keinen sehr ausgeprägten Effekt auf den Knochenmarksstatus von Brustkrebspatientinnen zu haben. Möglicherweise werden mikrodisseminierte Zellen nicht effektiv durch neoadjuvante Chemotherapie eliminiert oder der unoperierte Tumor streut bist zum Ende der Therapie Tumorzellen ins Knochemark.