Ultraschall Med 2005; 26 - P117
DOI: 10.1055/s-2005-917617

KONSERVATIVES MANAGEMENT BEI BLUTGRUPPENIMMUNISIERUNG WÄHREND DER SCHWANGERSCHAFT MITTELS DOPPLERSONOGRAPHIE

C Schausberger 1, H Steiner 1, G Hasenöhrl 1, R Gruber 1, A Staudach 1
  • 1Pränatalmedizin, Frauenklinik, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, Salzburg, Austria

Problemstellung: Um die Wertigkeit des Dopplerultraschalls bei Vorliegen von Blutgruppensensibilisierungen zur Reduktion von invasiven Eingriffen zu überprüfen, werteten wir retrospektiv das Management unserer Abteilung aus. Die Bedeutung der Antikörper(AK)-Titer und der fetalen Dopplerparameter hinsichtlich einer Voraussage der Anämie wurden analysiert.

Methoden: In einer retrospektiven Analyse wurden in unserer Datenbank alle Fälle von Blutgruppensensibilisierungen von 1997 bis 2004 identifiziert. Von insgesamt 114 Schwangeren war bei 89 das endgültige Outcome bekannt. Bei jeder dieser 89 Patientinnen lagen ein oder mehrere Ergebnisse der AK-Titer sowie von Doppleruntersuchungen vor. Als pathologisch wurden AK-Titer >=1:32 im Verlauf der Schwangerschaft angesehen. Bei den Dopplerparametern wurde jeweils nur die Letztuntersuchung vor der Geburt herangezogen. Als pathologisch wurden hierbei Werte >=95. Perzentile bei der maximalen systolischen-(vmax) sowie mittleren Maximal-(TAMX) Geschwindigkeit von Aorta fetalis und Arteria cerebri media(ACM) angesehen. Als Grenzwert für die postpartale Anämie wurde ein Hb=<13g/dl oder ein Hkt=<42% definiert.

Ergebnisse: Das mittlere Gestationsalter im Gesamtkollektiv betrug 37,9 Schwangerschaftswochen(SSW)(min.34, max.42). Das mittlere erreichte Geburtsgewicht betrug 3193 Gramm (min.1980, max.4500). Von den 89 Schwangeren mit bekanntem Outcome wurde bei 24 ein AK-Titer >=1:32 festgestellt. Bei 9/24 Patientinnen wurde invasiv mittels Chordocentese vorgegangen, bei 7 von diesen 9 Patientinnen waren eine oder mehrere intrauterine Transfusionen notwendig. Insgesamt 14 der 24 Schwangeren wurden aufgrund der erhöhten AK-Titer (+/- erhöhte Dopplerparameter) frühestens ab der 35. vollendeten SSW eingeleitet(13) oder per Sectio(1) entbunden. Bei insgesamt 7/24 Schwangeren wurde bei normalen bis grenzwertigen Dopplerparametern ein abwartendes Vorgehen gewählt – das Outcome dieser Fälle war bis auf ein Neugeborenes mit grenzwertigem postpartalem Hkt von 38% völlig unauffällig. Bei einer einzigen Schwangerschaft war trotz unkritischer Titer- und Dopplerwerte der postpartale Hkt grenzwertig bei 41%. Bei Betrachtung der Dopplerparameter allein, wurden bei 2 Schwangerschaften mit grenzwertigem postpartalem Hkt (38% sowie 41%) weder die Geschwindigkeiten in der Aorta noch in der ACM pathologisch. Die ermittelten Prädiktionswerte für die Voraussage der Anämie sind der folgenden Tabelle zu entnehmen.

Tabelle:

Prädiktion der Anämie

AK-Titer >=1:32

AortaTAMX und/oder vmax

ACMTAMX und/oder vmax

Aorta und ACMTAMX und/oder vmax

Sensitivität

33,3%

37,5%

28,6%

35,7%

Spezifität

98,5%

93%

93,9%

97,3%

PositiverVorhersagewert

88,9%

42,9%

33,3%

71,4%

NegativerVorhersagewert

80%

91,4%

92,5%

89%

Schlussfolgerungen: Das kombinierte Management von Schwangerschaften mit Blutgruppenimmunisierungen mittels AK-Titer-Bestimmungen und fetalen Doppleruntersuchungen zeigt sich in dieser retrospektiven Analyse als praktikabel. Trotz weiterhin konservativer Betreuung auch bei Überschreiten des kritischen Titerwertes bei jedoch unauffälligen Dopplerbefunden wurden keine relevanten Anämien übersehen.