Ultraschall Med 2005; 26 - OP174
DOI: 10.1055/s-2005-917455

DIAGNOSTIK DER DIASTOLISCHEN DYSFUNKTION – GIBT ES ALTERNATIVEN ZU DEN ECHOKARDIOGRAPHISCHEN STANDARD-PARAMETERN?

S Hettwer 1, R Witthaut 1, K Werdan 1, B Panzner 1
  • 1Klinik für Innere Medizin III, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Germany

Problemstellung: Die Prävalenz der isolierten diastolischen Dysfunktion (DDF) ist stark altersabhängig und wird bei über 60-Jährigen mit 21% und bei über 70-Jährigen sogar bis zu 42% aller Patienten mit dem Symptomen der Herzinsuffizienz angegeben. Die Diagnose der DDF wird erschwert durch die Alters-, Geschlechts- und Vorlast-Abhängigkeit der echokardiographischen Standardparameter. In der vorliegenden Studie verglichen wir neuere, lastunabhängige Parameter sowie einen laborchemischen Marker hinsichtlich ihrer Relevanz für die Diagnostik der DDF in einem Hochrisikokollektiv.

Methoden: Es wurden 120 Patienten mit einer gemäß den Richtlinien der European Study Group on Diastolic Heart Failure echokardiographisch gesicherten DDF und 20 Patienten ohne DDF untersucht. Das Stadium der eingeschränkten Relaxation wurde als leichte DDF (n=66), das der Pseudonormalisierung und Restriktion als schwere DDF (n=54) definiert. Zusätzlich wurden die Patienten in fast asymptomatisch (NYHA 0-I) und symptomatisch (NYHA II-IV) unterteilt. Eingeschlossen wurden Patienten mit einer therapierten KHK, arteriellen Hypertonie und / oder bekannten DDF. Signifikante Koronarstenosen wurden invasiv ausgeschlossen. Patienten mit einer <45% reduzierten EF, Vorhofflimmern oder Klappenvitien wurden nicht aufgenommen.

Die Relaxationsgeschwindigkeit des LV auf Mitralebene (V[R]) sowie die Ausbreitungsgeschwindigkeit des transmitralen Einstroms (Vp) wurden bestimmt. Das NT-proBNP wurde im Serum gemessen (Elecsys, Roche).

Ergebnisse: Bei einer DDF war die mittlere V[R] (Tab.) signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe (p<0.001). Die AUC unter der ROC war 0.842 CI(0.734–0.950; p<0.001). Zwischen den einzelnen Stadien der DDF zeigten sich keine signifikanten Unterschiede (p=0.16). Symptomatische Patienten mit einer DDF hatten eine V[R]=4.86±0.16cm/s, signifikant niedriger als fast asymptomatische (5.75±0.29cm/s, p<0.05) oder Patienten ohne DDF (7.82±0.49cm/s, p<0.001). Die univariate logistische Regressionsanalyse (Odds(CI) identifizierte V[R] als unabhängigen Marker der DHI (29.67(7.74–113.66); p<0.001).

Die Vp (Tab.) war bei einer vorhandenen DDF gegenüber der Kontrollgruppe signifikant erniedrigt (p<0.001). Es gab keine Unterschiede in den einzelnen DDF-Stadien (p=0.82). Symptomatische Patienten mit einer DDF (48.21±3.21cm/s) hatten niedrigere Werte als fast asymptomatische (53.59±4.47cm/s), die Differenz war aber nicht signifikant (p=0.07). Die AUC betrug 0.766 CI(0.654–0.878; p<0.001). Odds(CI) war 7.70(2.54–23.34; p<0.001).

Das NT-proBNP (Tab.) war bei einer DDF gegenüber der Kontrollgruppe signifikant erhöht (p=0.001). Zwischen einer eingeschränkten Relaxation und einer Pseudonormalisierung wurden keine Unterschiede beobachtet (p=0.45). Symptomatische Patienten mit einer leichten DDF und Patienten mit einer schweren DDF hatten höhere Spiegel als Patienten ohne DDF und fast asymptomatische Patienten mit einer milden DDF (p<0.05). Die AUC war 0.732 CI(0.623–0.841; p=0.001). Odds(CI) betrug 5.21(1.86–14.62), p<0.005.

Tabelle:

Ergebnisse des Gewebe- und Standard-Dopplers und NT-proBNP

Parameter

keine DDF

DDF (alle Stadien)

p

V[R] im TDI [cm/s]

7.82±0.49

5.07±0.15

p<0.001

Vp [cm/s]

68.75±6.13

49.60±2.66

p<0.001

NT-proBNP [pmol/l]

10.53±2.41

39.71±5.32

p=0.001

Mittelwert±Standardfehler des Mittelwertes

Schlussfolgerungen: Mithilfe der untersuchten Parameter konnten alle Stadien der DDF zuverlässig erkannt werden, eine Differenzierung zwischen den einzelnen Stadien war jedoch nicht möglich. Dabei war V[R] näher zu einer DDF assoziiert als Vp und das NT-proBNP. Symptomatische Patienten wurden von der V[R] und dem NT-proBNP zuverlässig erkannt.